Bruno Thebaldi
Hinschauen oder wegschauen? (PDF-E-Book)
Traumatologische Aspekte des Films Die Frau, die singt
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10 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 22539
DOI:
https://doi.org/10.30820/0941-5378-2017-1-101Der Film Die Frau, die singt (Regie: Denis Villeneuve, 2010) wird
in diesem Beitrag als Beispiel eines zeitgenössischen
künstlerischen Diskurses über Traumatisierungen und ihre
Bedeutungen betrachtet. Hier spielt das Entdecken und Aufdecken
verflochtener Traumatisierungen innerhalb einer Familie eine
wichtige Rolle. Die Frage nach der Möglichkeit einer geeigneten
Sprache ohne das Risiko einer Retraumatisierung drängt sich im
Gespräch über den Gräuel zwischen den Generationen auf. Die
symbolische Ordnung der Versprechen und der Aufträge, die auf
verschiedenen Ebenen (bewußt und unbewußt) von einer
Familiengeneration an die nächste weitergereicht werden, erscheint
als zentrales Element in dieser Geschichte. Sowohl die
tiefenpsychologische als auch die psychotraumatologische »Stimme«
kommt in dieser Analyse zur Geltung. Ein Dialog zwischen dem Mythos
von König Ödipus und der Wirklichkeit eines Glaubenskrieges
zwischen Christen und Muslimen und ihrer Auswirkungen findet statt.
Die Zwillinge Jeanne und Simon begeben sich auf die Suche nach
ihrem eigenen Ursprung und erfahren dabei ihre eigene psychische
und historische Realität. Sie stehen exemplarisch für die Position
des Subjektes bei der Selbsterkundung.
Abstract:
The film Incendies (Denis Villeneuve, 2010) is considered in this
article as an example for a contemporaneous artistic discourse
about traumatizations and their meanings. In this film analysis,
the discovery and the revelation of interwoven traumatizations
within a family play a decisive role. The question of an adequate
language between the generations without the risk of
retraumatization in a dialogue about atrocities emerges. The
transgenerational transmission of a symbolic order of promises and
mandates in different levels (conscious and unconscious) turns out
to be a central element in this story. Both psychotraumatological
and psychodynamic aspects have been taken into account. A dialogue
between the myth of King Oedipus and the reality of a religious war
between Christians and Muslims and its consequences takes place. In
search of their origin, the twins Jeanne and Simon recognize their
own psychic and historical reality. They are an example of the
subject’s position on the way of self-exploration.