Joshua Durban
Angst und Sinnhaftigkeit im Schatten des Todes - die Analyse eines 84-jährigen Mannes (PDF-E-Book)
Freie Assoziation 2005, 8(1), 41-51
EUR 5,99
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Verlag: Psychosozial-Verlag
11 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 21043
Der Autor versucht, anhand des Falles eines älteren Patienten die
zentrale Bedeutung des unbewussten Prozesses der Wiedergutmachung
für die Entfaltung eines persönlichen Gefühls der Sinnhaftigkeit
angesichts des Lebensendes zu zeigen. Wiedergutmachung im
kleinianischen Sinne ist eine hochkomplexe seelische Leistung. Sie
beinhaltet die Fähigkeit, Verantwortung und Rücksichtnahme für sich
selbst und den Anderen auf sich zu nehmen, indem eigene Gefühle und
Projektionen anerkannt werden, die in der Phantasie oder Realität
Verletzungen bei geliebten Objekten verursacht haben können. Auf
diese Weise trägt Wiedergutmachung zu der Fähigkeit zur Empathie,
zur Kreativität und zur Realitätsprüfung bei. Wiedergutmachung
dient dem individuellen Bedürfnis, ein gutes und stabiles Inneres
Objekt im Selbst erfolgreich zu bewahren und paranoide Ängste und
psychotische Schuld zu überwinden. Wiedergutmachung ist eng mit
Trauer verknüpft, zumal sie das gleichzeitige Halten und Loslassen
des Objektes erfordert. Misslungene Wiedergutmachung ist, wie im
Fallbeispiel gezeigt wird, auf frühe Ängste zurückzuführen, die
einerseits an projektiven Identifizierungen und andererseits an
exzessiver manischer Abwehr zu erkennen sind. Eine besonders
wichtige Thematik alter Patienten ist die Verleugnung des nahenden
Todes oder der Beendigung der Analyse, sowohl beim Patienten als
auch beim Analytiker, was zu einer weiteren Verstärkung manischer
Abwehr oder omnipotenter Phantasien führen kann, die die
Wiedergutmachung behindern. Es ist für den älteren Menschen sehr
schmerzhaft, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass die
Wiedergutmachung begrenzt ist und die Kontrolle über das Objekt
aufgegeben werden muss. Eine weitere Schwierigkeit ist das
Aufkommen von Neid gegenüber den Jüngeren und dem Leben, wofür in
der Übertragung der Analytiker steht. Analyse mit alten Patienten
kann beim Trauern helfen, um auf diese Weise wenigstens eine
teilweise Wiedergutmachung zu erreichen. Das ist elementar für die
Würdigung des Lebens und für das Erreichen persönlicher
Sinnhaftigkeit, mit deren Hilfe man besser dem Tod begegnen
kann.
Abstract:
I have tried to examine, through the case material of an elderly
patient, the central role of the unconscious process of reparation
within the establishment of a sense of personal meaning when facing
the end of life. Reparation, in the Kleinian sense, is a highly
complex mental achievement. It is the ability to assume
responsibility and concern for the self and the other through the
acknowledgement of one’s emotions, projections and the harm they
might cause, in phantasy or in reality, to the loved objects. As
such it contributes to the capacity for empathy, creativity and
reality testing. In order for reparation to succeed the individual
needs to secure a good, stabile internal object within the self,
and to transcend paranoid fears and psychotic guilt. Reparation is
closely linked with mourning as it necessitates a simultaneous
holding on to and letting go of the object. Failed reparation, as
seen in the case material, is the outcome of early anxieties
characterized by projective identification on the one hand, and
excessive manic defenses, on the other hand. A salient feature in
old patients, is the denial of one’s approaching death, or the
termination of analysis, by both patient and analyst. This may lead
to a further exacerbation of manic defenses or omnipotent
phantasies which hamper reparation. It is very painful for the
elderly individual to come to terms with the idea that reparation
is limited and that control over the object has to be relinquished.
Another complication is the arousal of envy towards the young and
the living which the analyst comes to stand for in the
transference. Analysis with elderly patients might help them mourn
and thus achieve at least partial reparation. This is crucial for
the appreciation of life, for attaining a sense of personal meaning
with the help of which one is better able to face death.