Carola Hesse-Marx
Kein Ort. Nirgends. Schizophrenie - der Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt (PDF-E-Book)
Die unheimliche, nicht symbolisierte innere Objektwelt
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30 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 35009
DOI:
https://doi.org/10.30820/2364-1517-2020-1-153Carola Hesse-Marx stellt die Bedeutung des Symbols ins Zentrum
ihres Beitrags, da der schizophrenen Erkrankung die Unfähigkeit zu
symbolisieren zugrunde liegt. Der Autorin zufolge wird in der
frühen Kindheit keine oder keine stabile Symbolisierungsfähigkeit
erlangt, die für die Bewältigung von Todesangst unabdingbar ist. Es
entsteht kein positives Selbstsymbol, das Ausdruck von Urvertrauen
ist. Ihre klinischen Erfahrungen als Analytikerin für Kinder,
Jugendliche und junge Erwachsene und als analytische
Psychosen-Therapeutin haben sie zu der Erkenntnis geführt, dass
sich aufgrund einer Triangulierungsunfähigkeit in der
mütterlich-väterlichen Matrix im kindlichen Unbewussten kein
schützendes mütterliches Primärobjekt entwickelt, das sich zu einem
Selbstsymbol ausbildet. Mit dem Fehlen eines positiven
Selbstsymbols ist das Fehlen eines psychischen Reizschutzes und das
Fehlen eines psychischen Innenraums verbunden. Innere und äußere
Reize überfluten das rudimentäre Selbst und bilden im kindlichen
Unbewussten nicht symbolisierte unheimliche Gestalten aus. Dies
führt im kindlichen Unbewussten zu Todesangst, die, der Autorin
zufolge, mit autistisch tendierter Verschlossenheit einerseits und
symbiotischer Fusionierung andererseits vergeblich abzuwehren
versucht wird. Indem C. Hesse-Marx in diesen frühen
Spaltungsvorgängen den Beginn einer schizophrenen
Entwicklungsstörung sieht, bezieht sie sich auf wesentliche Aspekte
des Theorieund Behandlungskonzepts von Gaetano Benedetti und
Maurizio Peciccia, die die Hypothese einer phylogenetischen
Koexistenz symbiotischer und separierender Selbsttendenzen erheben,
die sich postnatal psychisch im Selbst integrieren müssen. Im
Misslingen der Integration dieser beiden parallelen
Selbst-Tendenzen sehen Benedetti und Peciccia die Schizophrenie
begründet. Der vorliegende Beitrag plädiert für ein möglichst
frühes Erkennen dieser pathologischen Psychodynamik, um einer
Manifestierung der präpsychotischen Dynamik hin zu einer
Chronifizierung einer Schizophrenie entgegen zu wirken. Dies bedarf
einer modifizierten analytischen Therapie, bei der es Benedetti
zufolge, um »eine Wandlung der schizophrenen Prä-Symbole«, die als
Ausdruck eines innerpsychischen Infernos zu verstehen sind, »in
echte Symbole« geht.
Abstract:
In this article C. Hesse-Marx focusses on the importance of the
symbol, since every schizophrenic psychodynamic is based on the
inability to symbolize. The author explains that the ability to
symbolize is not reached in the state of infancy, which is
essential to cope with fear of death. There is no positive
self-symbol that expresses basic trust. Her clinical experience as
psychoanalyst for children, adolescents and young adults and as a
psychoanalytical therapist for psychotic patients leads her up to
the insight, that – caused by a lack of ability to triangulate in
the mother-to-father-matrix – the unconscious of the child is
unable to form a positive maternal primary object, which becomes a
self-symbol. The consequence of the missing self-symbol is the
missing of a psychical protective shield and the psychical
interior. Inner and outer stimuli flood the child’s rudimentary
self and form eerie figures in the child’s unconscious, which arise
from not symbolized images. This leads to fear of death in the
unconscious of the child, which is unsuccessfully defeated with
autistic-trending seclusion on one hand and symbiotic fusion on the
other hand. By understanding these early splitting processes as a
beginning of schizophrenic development disorder, C. Hesse-Marx
refers to main aspects of the theoretical and practical concept of
G. Benedetti and M. Peciccia, who entertain the hypothesis of a
phylogenetic coexistence of symbiotic and separating
self-tendencies, that have to integrate themselves into the
developing self. Failing integration is according to Benedetti and
Peciccia a schizophrenic/psychotic process. This article pleads to
recognize this pathological psychodynamic as early as possible, to
counteract this pre-psychotic dynamic to become manifest in a
chronical schizophrenia. This requires a modified analytical
therapy, that according to Benedetti revolves around »transforming
the schizophrenic pre-symbols« that express inner-psychic inferno,
»into real symbols«.