Inge Seiffge Krenke
Väter: Überflüssig, notwendig oder sogar schädlich? (PDF-E-Book)
Psychoanalytische Familientherapie 2002, 3(2), Nr. 5, 19-33
EUR 5,99
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Verlag: Psychosozial-Verlag
15 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 29022
Gegenstand dieses Beitrags ist eine Person, über die wir eher
weniger wissen – das ist nicht nur im Alltag so, sondern auch in
der Psychotherapie, wo man auch heute noch von einer
Überdetermination des Mütterlichen und einer Unterdetermination des
Väterlichen (Lenzen 1985) sprechen kann. Nun haben wir es de facto
in der Psychotherapie oft mit schwachen, vernachlässigenden oder
aber Gewalt und vor allem sexualisierte Gewalt ausübenden Vätern zu
tun. Aber auch in Behandlungen mit Patienten, die weniger
pathologische Väter hatten, ist es sehr schwierig, eine andere
Seite von Vätern wahrzunehmen. Ich erinnere mich noch gut an eine
Patientin mit einer Essstörung, die über weite Strecken der
Behandlung ihre Mutter zu einer aggressiven Hexe und ihren Vater zu
einem perversen Verführer, der Freundinnen in ihrem Alter hatte,
stilisierte. Erst langsam kommen viele gute körperbezogene
Erinnerungen zu Tage: wie gut er roch, was er für eine schöne Haut
hatte, wie er sie als Kind trug und schützte, wie sie zusammen
Sport trieben. Im letzten Abschnitt der Analyse wird deutlich, wie
sehr die Sehnsucht nach dem Vater (Abelin 1978, Herzog 1980) mit
Angst vor ihm vermischt ist. Darf man sich dem Vater zuwenden oder
ist er wirklich – wie in ihren Phantasien und Träumen – der
Verführer, der perverse Mann? Ich biete der Patientin Schutz bei
der Annäherung an den Vater an, und wir können anhand verschiedener
Begebenheiten aus ihrer Kindheit herausarbeiten, dass der Vater
nicht übergriffig wurde, wenn sie sich ihm ödipal anbot: Sie war z.
B. mal als Schulkind in den Schambereich getreten worden und hatte
dem Vater die Stelle gezeigt, obwohl sie gar nicht mehr weh tat und
der Vater war sehr vorsichtig mit ihr umgegangen.