Dieter Katzenbach
Nur noch Ko-Konstrukteure von Wirklichkeit zur Verortung der Sonderpädagogik im Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan (PDF-E-Book)
Behindertenpädagogik 2009, 48(2), 143-157
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Verlag: Psychosozial-Verlag
15 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 23119
Der Hessische Bildungs- und Erziehungsplan (kurz: HBEP) ist von
einem konstruktivistischen Lernbegriff geprägt. In diesem Beitrag
wird die These verfolgt, dass diese Spielart konstruktivistischen
Denkens passend zum Zeitgeist gewählt ist. Gegenwartsdiagnosen
sprechen von einem Zwang zur Selbst Optimierung, der unter dem
Schlagwort des lebenslangen Lernens im frühen Kindesalter einsetzt
und bis ins hohe Alter reicht. Im Rahmen dieses Denkens ist für
Abhängigkeit, Bedürftigkeit oder gar Behinderung wenig Platz.
Gleichwohl spricht der Hessische Bildungs- und Erziehungsplan auch
von Kindern mit »besonderen Bedürfnissen«, denen besondere
pädagogische Aufmerksamkeit geschenkt werden müsse. Dabei werden im
HBEP heterogen zusammengesetzte Gruppen als besonders
entwicklungsförderlich beschrieben – allerdings nur im
Elementarbereich. Im Bereich der schulischen Bildung verhält sich
das Papier überraschend indifferent zu der Frage des gemeinsamen
Unterrichts behinderter Kinder und Jugendlicher. Das ist ein
erstaunlicher Bruch in der Argumentation des HBEP, dessen zentrales
Versprechen ja gerade darin besteht, für Konsistenz in den
Grundlagen, den Bildungs- und Erziehungszielen und im
Bildungsverlauf zu sorgen. An die flächendeckend eingeführte
Integration im Elementarbereich schließt ein nur punktuell
ausgebauter Gemeinsamer Unterricht an, wie an einer Reihe
ausgewählter statistischer Angaben verdeutlicht wird. Auf dieser
Basis wird ein alternatives Modell sonderpädagogischer
Unterstützung im Regelschulbereich skizziert und es werden dessen
mögliche Konsequenzen für die Berufsrolle und für die Organisation
benannt.