Markus Brunner, Nicole Burgermeister, Julia König, Tom D. Uhlig
»Jaja, wir sind halt Scheiße« - Reaktionen auf die Covid-19-Krise (PDF-E-Book)
Tiefenhermeneutische Annäherung an Merkels Corona-Rede an die Nation
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25 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 21381
DOI:
https://doi.org/10.30820/1434-7849-2021-1-11Die am 18. März 2020 von Angela Merkel gehaltene Fernseh-Ansprache
angesichts der Corona-Pandemie enthält nicht nur Informationen über
die von der Regierung getroffenen Maßnahmen und
Verhaltensanweisungen, sondern vor allem emotionale Botschaften und
Anrufungen der deutschen Bevölkerung. Im Beitrag werden mithilfe
der psychoanalytisch-sozialpsychologischen Methode der
Tiefenhermeneutik einerseits die manifesten und latenten
Sinnschichten in der Rede ausgelotet, andererseits wird über eine
Reflexion der Dynamiken in zwei unterschiedlichen
Interpretationsgruppen auch verschiedenen Reaktionsweisen in der
Bevölkerung auf die Krisensituation nachgespürt. Es zeigt sich,
dass sowohl die reale Bedrohungslage durch Covid-19 wie auch der
Umgang staatlicher Organe mit der Pandemie starke Gefühle der
Angst, Schuld, Wut und Trauer auslösen, mit denen auf verschiedene
Weise umgegangen wird und angesichts derer Ambivalenzen immer
schwerer auszuhalten sind. Diese angesichts der überfordernden
Situation abnehmende Ambivalenztoleranz begünstigt die
gesellschaftliche Spaltung in überstrenge Regelbefolger:innen und
autoritär Rebellierende.
Abstract:
Angela Merkel’s televised speech in the face of the COVID-19
pandemic, delivered on March 18, 2020, contains not only
information about the measures taken and behavioral instructions
issued by the government, but above all emotional messages and
interpellations of the German population. Using the psychoanalytic
social-psychological method of depth hermeneutics, the article
explores the manifest and latent layers of meaning in the speech on
the one hand, and on the other hand, by reflecting on the dynamics
in two different groups of interpreters, also traces different ways
in which the population reacted to the crisis situation. The
results show that both the real threat posed by COVID-19 and the
way government bodies deal with the pandemic trigger strong
feelings of fear, guilt, anger and grief, which are dealt with in
different ways and in view of which ambivalences become
increasingly difficult to bear. This decreasing tolerance for
ambivalence in the face of the overwhelming situation fosters
social division into overstrict rule followers and authoritarian
rebels.