Hannah Piterman
»Wenn du nicht für uns bist, dann bist du gegen uns«. Der vorherrschende Diskurs in der Gesundheitsfürsorge (PDF-E-Book)
Freie Assoziation 2004, 7(2), 43-63
EUR 5,99
Sofort-Download
Dies ist ein PDF-E-Book. Sie erhalten kein gedrucktes Buch, sondern einen Link, unter dem Sie den Titel als E-Book herunterladen können. Unsere E-Books sind mit einem personalisierten Wasserzeichen versehen, jedoch frei von weiteren technischen Schutzmaßnahmen (»DRM«). Erfahren Sie
hier mehr zu den Datei-Formaten und kompatibler Soft- und Hardware.
Verlag: Psychosozial-Verlag
21 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 21030
Die der klinischen Medizin und der klinischen Epidemiologie
entstammenden empirischen Ansätze gewinnen im Bereich der
Gesundheitsfürsorge immer mehr an Bedeutung und bilden mittlerweile
die Grundlage für viele gesundheitspolitische Entscheidungen. In
diesem Beitrag wird dargelegt, dass in der öffentlichen Debatte ein
Bedeutungswandel der Empirie von einem nützlichen »Werkzeug« hin zu
einer »Quasi- Religion« stattgefunden hat. Die empirisch gestützte
Praxis hat ohne Zweifel ihren Wert. Wird sie jedoch idealisiert, so
führt dies zu einer Politisierung und Frontenbildung, die den
möglichen Nutzen, den man mit einem Konzept der empirisch
gestützten Praxis verbindet, wieder zunichte macht. Während
vielfältige Bemühungen unternommen worden sind, die Widerstände
gegen die Übernahme der Empirie in die Praxis zu verstehen und
bedeutende Fortschritte in der Anerkennung der Komplexität der
Gesundheitsfürsorge gemacht worden sind, hat sich ein Verständnis
der empirisch gestützten Praxis als ein Werkzeug und nicht als eine
Lösung bedauerlicherweise noch nicht durchgesetzt. Das
Gesundheitswesen ist ein hoch komplexes Unternehmen und macht es
erforderlich, dass neben aller Rationalität auch das emotionale
Erleben als ein Mittel zum Verstehen sozialer Situationen
Anerkennung findet. In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen,
die Widerstände gegen die empirisch gestützte Praxis dadurch besser
zu verstehen, dass die bewusste und unbewusste Dynamik in den Blick
genommen wird, die dazu geführt hat, dass die empirisch gestützte
Praxis diesen überhöhten Autoritäts-Status als ein Werkzeug für
gesundheitspolitische Entscheidungen erlangt hat. »Empirische
Medizin ist sowohl politisch wie ideologisch zu einem heißen Eisen
geworden. Alle Kliniker sehen sich einem Druck ausgesetzt, eine
Loyalitätserklärung entweder zugunsten der ›harten Wissenschaft‹
der klinischen Epidemiologie oder zugunsten traditioneller Werte
eines persönlichen Mitgefühls und einer patientenzentrierten
Medizin abzugeben.« (Smith and Taylor 1996, S. 105 in: Greenhalgh
and Worrall 1997).
Abstract:
Evidence–based approaches to health care decision making,
originating in clinical medicine, and clinical epidemiology are
assuming increasing significance as the concept disseminates
through the broader healthcare field. The paper argues that the
elevation of evidence from ›tool kit‹ to ›quasi-religion‹ is
stymieing debate. While evidence-based-practice has its place, when
it becomes idealised, politicisation and consequent bifurcation
result, usurping the potential benefits that are associated with a
›contained‹ concept of evidence-based-practice. While increased
efforts have been made to understand the barriers to the uptake of
evidence, and significant progress has been made in appreciating
the complexity of the health care system, a common-sense
understanding of evidence-based practice as a tool rather than a
solution is regrettably uncommon. Healthcare is a highly complex
enterprise and requires the capacity to transcend rationality and
embrace the road to understanding through the experience of
emotion. In this paper I seek to progress the understanding of the
resistance to EBP by exploring conscious and unconscious dynamics
associated with its ›authority‹ status as a tool of policy and
politics.