Mathias Hirsch
Farinelli - Il Castrato (PDF-E-Book)
Freie Assoziation 2003, 6(3), 67-71
EUR 5,99
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Verlag: Psychosozial-Verlag
5 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 21015
Zusammenfassung des Films (Corbiau 1995): Der Chorknabe Farinelli
(geschichtlich Carlo Broschi, geboren 1705 in Andria/Apulien) wird
von seinem älteren Bruder Riccardo kastriert, damit er dessen
durchschnittliche Musik mit der erwarteten Stimme eines Kastraten
zu Weltruhm bringt. Die Brüder gehen eine innige Symbiose ein,
treten (anfangs) nur gemeinsam auf, teilen sich das Leben und die
Liebesabenteuer. Wie der Bruder, bemühen sich mehrere
(Vater-)Figuren darum, Farinellis Können für ihre Zwecke zu
benutzen: Porpora, sein alter Musiklehrer, braucht ihn, um sich in
London gegen Händels Oper zu behaupten, auch Händel verspricht
sich, seine Vorherrschaft in der Londoner Opernszene durch ihn
wiederzugewinnen. Die Funktionalisierung erfordert
künstlich-mechanische Virtuosität, die einer wahren Kunst, die man
in Händels Werken im Gegensatz zu denen der angeblich geringeren
Komponisten lokalisiert, gegenübersteht. Im Ambivalenzkonflikt
zwischen traumatischer Identitätszuschreibung (durch die Kastration
und ihren Zweck der Ausbeutung durch Andere) und der damit
verbundenen Abhängigkeit (vom Bruder, den Ersatzvätern) und seinem
Lösungsbestreben reproduziert Farinelli psychosomatisch mehrmals
die Kastrationsszene, indem er die Stimme verliert. Schließlich
entzieht er sich aus eigener Kraft dem Starrummel und singt nur
noch für den spanischen König, den er aus schwerer Depression
rettet. Zwar beendet Riccardo nach Jahrzehnten endlich seine Oper,
die ihm mit Farinellis Hilfe zu Weltruhm verhelfen sollte, er
verbrennt sie jedoch, da Farinelli nicht zur Verfügung steht, und
zieht in den Krieg.