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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
Verlag: Psychosozial-Verlag
330 Seiten, Gebunden, 152 x 227 mm
Erschienen im Januar 2014
ISBN-13: 978-3-8379-3085-6, Bestell-Nr.: 3085
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Michael Giefer
»Dieses Buch handelt vom gesunden und kranken Menschen. Es gibt
meine persönlichen Meinungen wieder, es erhebt nicht den Anspruch
auf Wissenschaftlichkeit.« Natura sanat, medicus curat (NASAMECU),
die Natur heilt, der Arzt behandelt, ist einer von Groddecks
Leitgedanken in seiner ärztlichen Tätigkeit. In diesem 1913 für ein
breites Publikum verfassten Werk, das nach einer Vortragsreihe, die
er in Baden-Baden gehalten hatte, entstanden ist, will der Autor
die Ängste vor dem Leben und dem Erkranken mildern, indem er
aufklärerisch und erzieherisch den menschlichen Körper und die
Vorgänge in ihm beschreibt. Er will dem Menschen Vertrauen zu der
Kraft seiner menschlichen Natur geben. Krankheiten sollten nicht
als Feinde betrachtet werden, denn »Kranksein ist nichts andres als
leben, als der Versuch des Lebens, sich veränderten Bedingungen
anzupassen, es ist nicht ein Kampf des Körpers mit der Krankheit,
sondern eine ordnende Tätigkeit«. Obwohl sich der Stand der
medizinischen Wissenschaft ständig ändert, in den letzten 100
Jahren seit Erscheinen des Buches viele Erkenntnisse dazugewonnen
wurden und es vielleicht keine Ewigkeitswerte beinhaltet, wie es
eine Besprechung von damals behauptet, hat es bis heute für Kranke
und Gesunde wie auch für Ärzt*innen einen Wert behalten, da es das
Wirken der Natur und die Begrenztheit des ärztlichen Wirkens
thematisiert. Gleichermaßen an Laien wie Ärzt*innen gerichtet weist
Groddeck auf die Notwendigkeit der Einbeziehung der gesamten
Lebensbedingungen des Erkrankten bei der Behandlung hin, die
Beachtung der psychosozialen Bedingungen – wie wir heute sagen –,
betont die Auswirkung der wirtschaftlichen und wohnlichen
Verhältnisse für Gesundheit und Krankheit. Die Groddeck’sche
Darstellung der Abläufe im menschlichen Körper, die regulären wie
die reparativen, lösen bei den Leser*innen immer wieder Staunen
über das bis heute unerklärliche Wunder des Lebens und der
natürlichen Heilungsprozesse aus. Groddecks Werk ist aber keine
Propagierung der sogenannten Naturheilverfahren, sondern die
Heilverfahren der Natur sollen erkannt und künstlerisch vom Arzt
angewandt und gefördert werden. Die Mittel zur Behandlung sind für
ihn weit gestreut, sollen dem einzelnen Erkrankten gemäß genutzt
werden. Zwei weitere Absichten, die Groddeck mit seiner Schrift
verfolgte, waren der Kampf gegen die übermäßig
naturwissenschaftlich orientierte Medizin, die den Menschen mehr
und mehr aus dem Blickfeld verlor, sowie die wachsende staatliche
Einflussnahme auf die ärztliche Tätigkeit und das
Arzt-Patienten-Verhältnis. In diesem Werk lassen sich manche
Schritte Groddecks zu seiner späteren psychodynamischen
Behandlungsweise erahnen, auch wenn er die Psychoanalyse zunächst
nur eingeschränkt akzeptiert. Die Verknüpfung von Leib, Seele und
Umwelt und deren Wechselwirkung aufeinander wird hier aber schon
deutlich spürbar.