Julia Riegler
Wenn Sex schmerzt
Biografische und soziale Genese einer sogenannten »Sexualstörung«
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Buchreihe: Beiträge zur Sexualforschung
Verlag: Psychosozial-Verlag
539 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen im Oktober 2015
ISBN-13: 978-3-8379-2484-8, Bestell-Nr.: 2484
Die stereotype Prophezeiung von Schmerzen beim »ersten Mal« und
nicht selten auch ihre Erfüllung stellen kollektive Erfahrungen von
Frauen in einem System der kulturellen Zweigeschlechtlichkeit dar.
Als solche sind sie Bestandteile einer weitgehend unhinterfragten
heterosexuellen »Normalität«. Was aber, wenn Frauen den
Geschlechtsverkehr wiederholt als schmerzhaft empfinden, ohne dass
eine organische Ursache ersichtlich ist – wenn der Schmerz also
nicht mehr als »normaler« Bestandteil dieser sozialen Ordnung
verstehbar ist?
Dieser Frage nähert sich Julia Riegler ausgehend von den Einsichten
feministischer Wissenschaftskritik. Zunächst wird der aktuelle
wissenschaftliche Diskurs zu »Dyspareunie« umfassend aufgearbeitet
und kritisch analysiert, insbesondere in Hinblick auf
androzentrische Konstruktionen. Auf der Basis lebensgeschichtlicher
Erzählungen »betroffener« Frauen arbeitet die Autorin anschließend
heraus, wie sich chronische Schmerzerfahrungen beim
Geschlechtsverkehr in ihrer biografischen und gesellschaftlichen
Einbettung verstehen lassen. Dabei bleibt der Fokus stets darauf
gerichtet, auf welche Weise sich die symbolische Ordnung
heteronormativer Geschlechterverhältnisse als relevant erweist.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
Danksagung
Einleitung und Kontextualisierung
1 Einführung: Zum Phänomen chronischer Schmerzen beim
Geschlechtsverkehr und seiner theoretischen und praktischen
Behandlung
2 ›Dyspareunie‹ – Perspektiven auf eine ›Störung‹
2.1 Der wiederkehrende Schmerz beim Koitus in den Ordnungen des
›Anormalen‹
2.2 Dekontextualisierende Praxen: Der Zugang der akademischen
Psychologie
2.2.1 ›Dyspareunie‹ als ›chronische urogenitale Schmerzstörung‹
2.2.2 Die Herstellung von ›Dyspareunie‹ im Labor
2.3 Jenseits des nomothetischen Paradigmas: Beiträge zu einer
(partiellen) Rekontextualisierung
2.3.1 Die Frage nach der sexuellen Praxis aus konstruktivistischer
Perspektive
2.3.2 Der Koitus als vergeschlechtlichende Praxis
3 Praxeologie und Rekonstruktion: Zur metatheoretisch-
methodologischen Positionierung dieser Arbeit
3.1 Metatheoretischer Rahmen
3.1.1 Bourdieus Theorie der Praxis als Instrument feministischer
Wissenschafts- und Gesellschaftskritik
3.1.2 Zur Bedeutung des Leibes für den praktischen Sinn
3.2 Methodologischer Rahmen
3.2.1 Rekonstruktive Sozialforschung als methodologischer Rahmen
für emanzipative Wissensproduktion
3.2.2 Überlegungen zu einer leib- und körperbasierten
Erkenntnistheorie
3.3 Zwischenresümee und Erkenntnisinteresse
4 Methodisches Vorgehen
4.1 Zum Erkenntnispotenzial erzählter Lebensgeschichten
4.2 Feldzugang und Sampling
4.3 Durchführung der biografisch-narrativen Interviews
4.4 Analyse des Textmaterials
5 Zur soziobiografischen Einbettung wiederkehrender
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr – Sechs Fallrekonstruktionen
5.1 Therese Engel: »mit der Entwicklung von dieser ganzen
Sexualität [...] das war so unnormal bei mir alles«
5.1.1 Einführende Bemerkungen
5.1.2 Der Interviewbeginn – Selbstfestlegung auf Reaktion als
handlungsstrukturierendes Prinzip
5.1.3 Analytische Beschreibung des Lebensablaufs
5.1.4 Wissensanalyse
5.2 Maja Blum: »das Wort Sex selber hasse ich wie die Pest«
5.2.1 Einführende Bemerkungen
5.2.2 Analytische Beschreibung des Lebensablaufs
5.2.3 Wissensanalyse
5.3 Komparative Analyse I: Identifizierungen von Schmerz- und
Lebensgeschichte
5.4 Paula Jobst: »generell würd i schon sagen dass i immer so
jemand bin der sehr viel Kontrolle haben muass und der si ned so
richtig falln lassen kann«
5.4.1 Einführende Bemerkungen
5.4.2 Analytische Beschreibung des Lebensablaufs
5.4.3 Wissensanalyse
5.5 Fiona Dvorak: »so hat sich alles gelöst, wir ham geredet, wir
ham so viel geredet«
5.5.1 Einführende Bemerkungen
5.5.2 Analytische Beschreibung des Lebensablaufs
5.5.3 Wissensanalyse
5.6 Komparative Analyse II: Transformationen von
Erleidensprozessen
5.7 Heide Paal: »Liebesbeziehungen [...] die sind auch [...] ein
ganz [...] interessantes ganz lustiges Thema bei mir. Weils ja
eigentlich ungewöhnlich begonnen hat«
5.7.1 Einführende Bemerkungen
5.7.2 Äußerer biografischer Verlauf
5.7.3 Handlungssteuerung und Problemlösungsstrategie
5.7.4 Lebensarrangement
5.7.5 Selbstverhältnis
5.7.6 Zum Stellenwert der chronischen Schmerzen beim
Geschlechtsverkehr im Kontext der Fallstruktur und der
biografischen Erfahrungsaufschichtung
5.7.7 Körperverhältnis
5.7.8 Eigentheoretische Verarbeitung
5.8 Angela Vogel: »ich hab eigentlich insgesamt ein sehr gesundes
Verhältnis so zu Sexualität«
5.8.1 Einführende Bemerkungen
5.8.2 Äußerer biografischer Verlauf
5.8.3 Handlungssteuerung und Problemlösungsstrategie
5.8.4 Selbstverhältnis
5.8.5 Körperverhältnis
5.8.6 Lebensarrangement
5.8.7 Zum Stellenwert der chronischen Schmerzen beim
Geschlechtsverkehr im Kontext der Fallstruktur
5.8.8 Eigentheoretische Verarbeitung
5.9 Komparative Analyse III: Entidentifizierungen von Schmerz- und
Lebensgeschichte
6 Diskussion: Überlegungen zur biografischen und sozialen Genese
wiederkehrender Schmerzen beim koitalen Sex
6.1 Zur Komplexität eines Erfahrungs- und
Praxiszusammenhangs im Ausdrucksfeld von Körper, Leib, Biografie
und Sozialität
6.1.1 Die Erkenntnisgrenzen nomothetischer und androzentrischer
Psychologie
6.1.2 Der körperliche Leib als Materialität und Agens
6.1.3 Die heteronormative Ordnung der Geschlechter
6.1.4 Dimensionen der biografischen Einbettung
6.2 Zum sozialen und biografischen Stellenwert koitaler Praxis vor
dem Hintergrund heteronormativer
Geschlechterverhältnisse
6.2.1 Ein Schmerz wie jeder andere?
6.2.2 Heteronormativität und Sexualität
6.2.3 Der Koitus als Selbstnormalisierungspraxis
6.2.4 Dissoziative Momente im Körperverhältnis
6.2.5 Biografische Kontexte der Aufrechterhaltung einer
schmerzhaften Praxis
6.3 Lust, Erregung und die vergeschlechtlichte Asymmetrie
heteronormativer Begehrensstrukturen
6.3.1 Vom Schmerz zur ›Lustlosigkeit‹
6.3.2 ›Sexuelle Erregung‹ auf dem experimentellen Prüfstand
6.3.3 Das Dilemma weiblichen Begehrens
6.3.4 Auf den Spuren weiblicher sexueller Subjektivität: Soziale
und biografische (Spiel-)Räume
6.4 Zum emanzipativen Potenzial des leiblichen ›Misslingens‹
6.4.1 Der wiederkehrende Schmerz beim Koitus als Widerstand des
Leibes?
6.4.2 Biografische Transformationsprozesse und
Handlungsfähigkeit
6.4.3 Von der leibkörperlichen Krise zur Preisgabe der stummen
Welterfahrung
6.4.4 Herausforderungen an professionelle
Unterstützungsangebote
6.5 Zur doppelten Dekonstruktion einer sogenannten
›Sexualstörung‹
6.5.1 Die ›Störung‹ als Ausdruck einer zweifachen
Individualisierung
6.5.2 Die ›Sexualstörung‹ als Verschätzung von ›Sexualität‹
Vom Leiden am ›Sex‹ zum Aufbegehren? Ein Nachwort
Literatur
Anhang
Rezensionen
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Weiberdiwan – Die feministische Rezensionszeitschrift, Sommer 2016
Rezension von Lena Hemetsberger
»Julia Riegler legt mit diesem Buch eine umfangreiche, detaillierte und hochinteressante Studie vor, welche die Thematik der chronischen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr aus dem Blickwinkel einer feministischen Wissenschaftskritik analysiert…« [mehr]