Thomas Müller-Schneider
Liebe, Glück und menschliche Natur
Eine biokulturelle Analyse der spätmodernen Paargesellschaft
EUR 44,90
Sofort lieferbar.
Lieferzeit (D): 2-3 Werktage
Buchreihe: Forum Psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
406 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
1. Aufl. 2019
Erschienen im September 2019
ISBN-13: 978-3-8379-2868-6, Bestell-Nr.: 2868
Warum herrscht in der spätmodernen Gesellschaft mit ihren nahezu
unbegrenzten Möglichkeiten der Lebensgestaltung nach wie vor die
treue Paarbeziehung zwischen Mann und Frau vor? Dieses Rätsel
untersucht Thomas Müller-Schneider, indem er den
Sozialkonstruktivismus erweitert und biologische Grundlagen des
menschlichen Liebeslebens in eine neuartige biokulturelle
Sichtweise einbezieht.
Zahlreiche empirische Befunde zeigen, dass die spätmoderne Ordnung
des Liebeslebens – anders als häufig vermutet – nicht durch
gesellschaftliche Normen oder den Mythos romantischer Liebe
bestimmt wird, sondern durch das biologisch begründete Streben nach
einem möglichst schönen Liebesleben. Den meisten Menschen bietet
die Paarbeziehung aufgrund biologisch angelegter Liebesgefühle ein
optimales Liebesleben, was die heutige Vorherrschaft dieser
Beziehungsform und eine neue Kultur der Liebe und Treue begründet,
so die These.
Mit seiner inter- und transdisziplinären Untersuchung offeriert der
Autor ein biokulturelles Rahmenkonzept mit breitem
wissenschaftlichen Nutzen, das sich nicht nur für die Analyse des
Liebeslebens einsetzen lässt, sondern in allen thematischen
Bereichen, in denen sowohl biologische als auch sozial- und
kulturwissenschaftliche Einflussfaktoren des Handelns relevant
sind.
Inhaltsverzeichnis
[ einblenden ]
1 Einführung in das Thema
1.1 Die Frage nach
der sozialen Ordnung des Liebeslebens
Horizont der Möglichkeiten
Historisch nie dagewesene Handlungsspielräume
1.2
Irritierend konventionelles Liebesleben
Sex als »Beziehungsmonopol«
Sexuelle Exklusivität
Dauerhafte und exklusive Beziehung als Ideal
Mehrheitlich gegengeschlechtliches Liebesleben
1.3 Das
Rätsel der spätmodernen Paargesellschaft
Soziologische Irrungen und Wirrungen
Fragliche Argumentation: Mono- und Heteronormativität
1.4
Wider den hermetischen Sozialkonstruktivismus
Das Desiderat: Biokulturelle Integration
1.5 Mein
Anliegen und der Aufbau dieses Buches
2 Biokulturelle Grundlegung
2.1 Was ist die
menschliche Natur?
2.2 Revision des Sozialkonstruktivismus
Vereinbarkeit von Sozialkonstruktivismus und psychischen
Prädispositionen
Offener Sozialkonstruktivismus und die Kultivierung der
menschlichen Natur
2.3 Affektoptimierung
2.4 Ein biokulturelles Handlungsmodell
Biokulturelle Situationsanalyse
Menschliche Natur und sozialer Wandel
3 Paarbindung und Liebe: Unser evolutionäres
Erbe
3.1 Naturgeschichte der Paarbindung und Liebe
3.2 Das menschliche Paarungssystem
Körperliche Merkmale und ethnografische Befunde
Ursprüngliche Promiskuität – nicht die wahre Geschichte der
Sexualität
3.3 Universalität der Liebe
Ein offensichtlicher Irrtum
Revision ethnografischer Studien
Neuere Befunde zur Universalität
3.4 Liebe und Sex im
natürlichen Experiment
3.5 Neurobiologie der Liebesbindung
Liebe im Gehirn: Grundlagen und Mechanismen
Neurobiologie des Bindungsprozesses
Bewertung der Befunde und ein biosoziales Modell der
Liebesbindung
3.6 Eifersucht
4 Die Entfaltung der modernen Liebesordnung
4.1
Eine neue Epoche des Liebeslebens
4.2 Kultureller Aufstieg des Glücksstrebens
4.3 Optimierung des Liebeslebens
Liebesrevolution und »Kulturerfolg« romantischer Liebe
Sexpositive Kultivierung der Lust
Ein neuer Blick: Liebe und Sex als optimierbare
Glücksressourcen
4.4 Das Liebesleben: Der wichtigste
Glücksfaktor
4.5 Soziale Ordnung des optimalen Liebeslebens
5 Spätmoderne Paarbeziehung
5.1 Messung von
Liebesgefühlen
Liebesskala
Skala romantischer Überzeugungen (romantisches
Liebesideal)
5.2 Gemeinsames Liebesglück
Herausragende Zufriedenheit mit dem Liebesleben
Liebesgefühle und Verbindlichkeit
Optimales Liebesleben zu zweit
5.3 Neue Kultur der
Treue
Private Treuenorm des Paares
Treue utilitaristisch: Emotionaler Kooperationsgewinn
5.4
Dauerhafte Beziehungen
Liebe – der ausschlaggebende Faktor
Frühes Trennungsrisiko
Langfristige Bindungskraft der Liebe
Optimale Häufigkeit des Koitus, abnehmende Zufriedenheit mit dem
Liebesleben
Alternativlosigkeit im Hinblick auf den Liebespartner
6 Liebesleben jenseits der Paarbeziehung
6.1
Soziosexuelle und polyamouröse Orientierung
Soziosexuelle Orientierung
Polyamouröse Orientierung
6.2 Unverbindlicher Sex
Aufbesserung des Liebeslebens
Das Persönlichkeitsmerkmal Soziosexualität zählt
Moderierende Rolle der Soziosexualität
Optimierungsidee im Spiegel der Zukunftswünsche
Kultivierung des Unverbindlichen
6.3 Heimliches
Liebesleben
Persönlichkeitsunterschiede und Liebesmodelle
Potenzial heimlichen Liebeslebens
6.4 Offene
Beziehungen
Beziehungsqualität und Liebesgefühle
Glückspotenzial und spezifisches Gefühlsrisiko
Begründung der Seltenheit
Simulation verschiedener Welten innerer Bedingungen
7 Exkurs zur mehrheitlichen Heterosexualität
8 Zusammenfassung und Blick in die Zukunft
8.1
Vorwiegend Paarbeziehungen
8.2 Keine Neuordnung des Liebeslebens im digitalen Zeitalter
8.3 Globalisierung spätmodernen Liebeslebens
Anhang
A Methodische Kommentare
1 Befragte Personengruppen
2 Befragungsinhalte
3 Brauchbarkeit von Selbstauskünften zu Liebe und Sexualität
4 Auswertungsstrategie
5 Stichproben und Verallgemeinerung
B Tabellarischer
Anhang
Kleines Glossar zentraler Begriffe
Danksagung
Tabellen und Abbildungen
Literatur
Rezensionen
[ einblenden ]
Beratung aktuell 4/2020
Rezension von Rudolf Sanders
»Ein Buch, dass ich dringend all denjenigen Kolleginnen und Kollegen empfehle, die Paare dabei begleiten, ihre Irritationen im Miteinander zu klären und zu bewältigen. Es untermauert eine Haltung, sich für deren Einmaligkeit und Exklusivität einzusetzen, auch wenn die Partner im Moment vielleicht keinen Zugang dazu haben…«
Psychologie Heute, Heft 10, Oktober 2020
Rezension von Alexander Kluy
»Er rahmt dann Paarbindung und Liebe sozial- und evolutionsbiologisch ein, beleuchtet Liebesbindung neurowissenschaftlich, um schließlich via Ausleuchtung des Glücksstrebens zur spätmodernen Paarbeziehung zu gelangen. Dort geht es auf breiter empirischer Basis um die Messung von Liebesgefühlen, Gemeinsamkeit, Treue, um offene Beziehungen oder heimliches Liebesleben…«
Publik Forum, kritisch – christlich – unabhängig, Nr. 7, 10. April 2020
Rezension von Christine Weber-Herfort
»Ziel dieser Untersuchung ist es, die gesamte Liebesordnung und ihre strukturbildenden Kräfte in den Blick zu nehmen. Dabei arbeitet der Soziologe interdisziplinär und spart nicht mit Kritik an seiner Wissenschaft, die mit ›Scheinerklärungen‹ unser Liebesleben als kulturell determiniert darstelle. Es sei jedoch so, dass auch unser evolutionäres Erbe uns zur Liebe und Paarbildung dränge. Natur und Kultur seien keine Gegensätze, sondern miteinander verwoben. Ein spannendes Buch, auch für interessierte Laien von Erkenntnisgewinn…«