Jean Laplanche
Ein biologistischer Irrweg in Freuds Sexualtheorie
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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
Verlag: Psychosozial-Verlag
135 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
ISBN-13: 978-3-8379-3014-6, Bestell-Nr.: 3014
Aus dem Französischen von Bettina Lindorfer
Mit einem Vorwort von Udo Hock
»Problématiques« nannte Jean Laplanche seine Vorlesungen zu jeweils
einer grundlegenden Problemstellung der Psychoanalyse. Im siebten
und abschließenden Vorlesungszyklus aus den Jahren 1991/92 folgt er
der Frage nach dem Ursprung der infantilen Sexualität und
dekonstruiert dabei Freuds Theorie, wie sie insbesondere in den
Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie entwickelt wird.
Laplanche kritisiert Freuds zentralen Begriff der Anlehnung als
eine biologistische Verirrung, in der sexuelle Triebe fälschlich
endogen aus den Selbsterhaltungsinstinkten des Säuglings abgeleitet
würden. In seinem eigenen exogenen Ansatz ist es dagegen der
erwachsene »Andere«, der durch seine rätselhaften Botschaften die
Geburt der infantilen Sexualität in Gang setzt.
Mit diesem Band liegt die Vorlesung erstmals auf Deutsch vor. Er
wird abgerundet durch einen Vortrag von 1997, in dem Laplanche die
Unterscheidung zwischen Biologismus und Biologie einführt.
Inhaltsverzeichnis
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Zur Einführung
Hinweis
Vorwort
I Die biologistische Verirrung der Sexualität bei
Freud
19. November 199
Freud als Verursacher der Verirrungen des Freudianismus • Freud
interpretieren: der Anforderung auf der Spur, geleitet vom
Quell-Objekt • »Die Theoreticogenese reproduziert die
Ontogenese«
14. Januar 1992
Die entscheidenden Verirrungen • Einen Biologismus zu kritisieren,
heißt nicht, die Biologie an den Pranger zu stellen • Aufgabe der
Verführung: Risiko der Rückkehr zur Heredität • Instinkt und
Trieb • ... verschiedene Termini für Freud ... • ... aber immer
droht die Gefahr der Verwechslung • Der Mythos des Aristophanes:
seine doppelte Interpretation bei Freud • Freuds Widerspruch
entziffern • Dialektik der Drei Abhandlungen •
»Zielgerichtetheit« der Entwicklung in späteren Ausgaben [der
Drei Abhandlungen]
21. Januar 1992
Anlehnung: bibliografische Angaben • Die »Erfindung« des Konzepts
durch Laplanche und Pontalis ... • ... das sich in der Übersetzung
beweisen muss • Selbsterhaltung/Sexualität: Dualismus, nicht
Parallelismus • Der Trieb: die vier Freud‘schen Kennzeichen
28. Januar 1992
Die infantile Sexualität: Warum sich über ihre Ursprünge Fragen
stellen, wenn sie gar nicht existiert? • Prüfung, Definition und
Grundlegung bedingen sich gegenseitig • Problematische Beziehung
des Ziels zur Quelle • Problematische Beziehung zum Objekt: das
phantasmatische Objekt
4. Februar 1992
Anlehnung: das Dieder • Drei Lesarten der Anlehnung • Die
armselige, parallelistische Lesart von Anlehnung • Die
Emergenz-Lesart • Hauptschwierigkeiten dieser
ptolemäisch-endogenen Lesart
11. Februar 1992
Weitere Schwierigkeiten: das Hindernis des Endogenismus sprengen •
Zwischen »Triebe und Triebschicksale« und »Zur Einführung des
Narzißmus« • Probebohrungen in »Zur Einführung des Narzißmus« •
Der zentrale Ort der Selbsterhaltung, Übergang zur »Zärtlichkeit«
• Ferenczi: Vorahnung der Verführungstheorie • Selbsterhaltung
erfordert Zärtlichkeit, Zärtlichkeit befördert Verführung •
Dritte Interpretation der Anlehnung: Priorität des erwachsenen
Anderen • Exkurs »Phasenlehre« oder »Entwicklungsdenken« • Eintritt
des erwachsenen Anderen
18. Februar 1992
Die Verführung lässt die Anlehnung platzen • Rückkehr zum
»Narzissmus«: das Ich und das Triebhafte • Metonymische und
metaphorische Ableitung des Ich • Das Ich und das Selbst • Der
sogenannte »primäre« Narzissmus als sekundärer Zustand ... • ...
eine Idee, die Freud in der Folge verschleiern wird • Narzisstische
Phase oder narzisstische Momente • Ich-vereinigende Faktoren:
Federn, Lacan, Anzieu • Narzissmus und narzisstische Objektwahl •
Hin zu einer Theorie der Liebe?
25. Februar 1992
Allgemeine Sicht, dargestellt in drei Modellen • Der Text von 1914:
ein instabiles Gleichgewicht • Die Sexualität in Gefahr?
Unangenehme Diskussion mit Jung • Gefahren des Jung’schen Monismus:
Zusammenfallen der Selbsterhaltung mit einem Pansexualismus ... •
... und Zusammenfallen des Pansexualismus mit einer
Desexualisierung • Verdeckte Aspekte der Desexualisierung • Doch es
erscheint der Todestrieb. »Leben und Tod in der Psychoanalyse« •
Einige Verirrungen mit dem Todestrieb • Alles, was der
Kleinianismus verloren hat • Die Psychoanalyse neu gründen: die
Freud’sche »Anforderung« wiederaufspüren
II Biologismus und Biologie
Psychoanalyse und Biologie: Realitäten und Ideologien
I
II
III
Bibliografie
Rezensionen
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PSYCHE, Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und ihre Anwendungen, 77. Jahrgang, Heft 3, März 2023
Rezension von Kai Rugenstein
»Laplanche kehrt mit uns im Biologistischen Irrweg an den Punkt [eines] anfänglichen Irrens zurück und formuliert von dort ausgehend unter dem Leitbegriff ›Verführung‹ eine eigene Theorie. Damit gelingt es ihm in überzeugender Weise, eine psychoanalytische Trieb- und Sexualtheorie, die sich in einer Sackgasse festgefahren hatte, auf eine von Freud vergessene Grundlage zu stellen und wieder in Bewegung zu versetzen; eine Bewegung, die zu eigenen alpinistischen Expeditionen und zu eigenen aufschlussreichen Irrwegen anregt…«