1. Auflage 2022
»For some reason, I have always been interested in the stories of
people who are exiled and who are deprived of rights. My main
motive to make a film is to keep the society in mind and the
hospitality adhered.«
Claire Denis
Sie gilt als Grande Dame des französischen Kinos: Claire Denis
erzählt visuelle Geschichten durch Gesten, Blicke, betonte
Körperlichkeit in einer eigenwilligen, auf dem Nebeneinanderstellen
von Bildern basierenden Erzählweise. Sie führt ihre Zuschauer*innen
auf die verschlungenen Wege des Lebens – mal ein Ziel vor
Augen, mal ziellos umherstreifend. Und sie erforscht, was die Welt
ihrer Figuren zusammenhält: Gewalt und Leidenschaft, Traum und
Erinnerung, Alltag und Routine, Fremdheit und Zärtlichkeit.
Denis’ gefeiertes Debüt
Chocolat (1988) visualisiert die
Erfahrung von Fremdheit – ein Motiv, das sich durch ihr
gesamtes Œuvre zieht. Die Autor*innen in diesem Band richten ihren
Blick auf die verschiedenen Facetten dieses Motivs und analysieren
die Grenzziehung zwischen Eigenem und Fremdem inmitten einer
postkolonialen Welt. Ebenso charakteristisch ist das Thema der
Inszenierung von Körperlichkeit: Denis’ Figuren agieren nicht als
Individuen, sondern werden zu (Fremd-)Körpern, die auf ihre Umwelt
reagieren, was sich als exzessiv körperliche, ritualisierte und
dabei sinnentleerte Tanzchoreografie in
Der
Fremdenlegionär (1999) zeigt. In ihrem kannibalistischen
Horrorfilm
Trouble Every Day (2001) lotet sie das Feld
zwischen Gewalt und Sinnlichkeit, Trieb und Liebe aus und erzeugt
eine kaum zu ertragende Intimität.
Mit Beiträgen von Lutz Goetzmann, Andreas Hamburger, Andreas Jacke,
Lioba Schlösser, Gerhard Schneider, Dietrich Stern, Marcus
Stiglegger, Timo Storck, Marie-Luise Waldhausen, Christoph E.
Walker und Sabine Wollnik
Erratum
Beim Beitrag »Die Haut des Films« von Marcus Stiglegger (S. 15ff.)
wurde versehentlich vergessen, die Mitarbeit von Johannes Schiller
zu benennen. Korrekt lautet die Angabe:
Die Haut des Films
Das sinnliche Erfahrungskino von Claire Denis
Marcus Stiglegger (Mitarbeit: Johannes Schiller)
Wir bitten dieses Versehen zu entschuldigen. Das zugehörige E-Book
ist korrigiert.