Astrid von Friesen
Der lange Abschied
Psychische Spätfolgen für die 2. Generation deutscher Vertriebener

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Buchreihe: edition psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
209 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
3. Aufl. 2006
ISBN-13: 978-3-8980-6020-2, Bestell-Nr.: 1020
In sieben Interviews reflektieren Angehörige der sogenannten 2.
Generation nach dem Krieg selbstkritisch und offen die emotionale
Bürde des Heimatverlustes für ihre Eltern und sie selbst. Weitere
schmerzliche Themen sind die Folgen von Hunger und
(Vater-)Entbehrungen in ihren Kinderjahren, familiäre
Wiederholungsmuster, jahrzehntelange Verdrängungen, die Bedeutung
von Schuld und Scham, von ihrer Außenseiterposition sowie von
verlorenem Besitz und sehnsuchtsvoller Erzähltradition.
Die Autorin erläutert in ihren Kommentaren zu den Interviews die
psychischen Aspekte dieser Kindheitsmuster: Die Affinität zu
charismatischen Führern, das demonstrativ beibehaltene
Flüchtlingsniveau, die Parentifizierung vieler Kinder, die Folgen
der faschistischen Erziehung bei den Eltern, der Verlust von
Gerechtigkeit, Rollenklarheit und stabilen Identitäten innerhalb
der Familien, das Verleugnen der Trauer und die bis heute
anhaltende Narkotisierung der Gefühle. Alles Momente, welche es
einigen der Interviewten erst in der Gegenwart und nach dem Fall
der Mauer in ihrem mittleren Alter möglich machen, sich der
Vergangenheit zu stellen und diese schmerzenden Themen zu
integrieren. Es geht der Autorin darum, die Spätfolgen dieser auch
psychischen Entwurzelung zu beleuchten, denn die Schuld der Väter
wirkt noch »bis ins vierte Glied«.
Astrid von Friesen thematisiert erstmalig die spezielle psychische
Problematik adliger Familien aus dem Osten. Diese unterlagen - was
sowohl im Westen als auch im Osten verdrängt und tabuisiert wurde -
einer spezifischen Verfolgung, welche nach dem Krieg zu
Verschleppungen, Inhaftierungen, Verbannungen und Ermordungen im
sowjetischen Machtbereich führte.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
Einleitung
1. Depressionen
2. Heimat
3. Vertreibung
4. Zerstörung von Tabus
Interviews und Kommentare
1. Ich bin ein Erbe
Abrahams
Oder: Mehrfachverluste und die Affinität zu geschlossenen
Systemen
2. Gerechtigkeit war ständig ein Thema
Oder: Demonstriertes Flüchtlingsniveau
3. Erzogen im Sinne einer klaren deutschen Kultur
Oder: Die Angst vor dem Kommunismus
4. Lebenserfüllung war immer Pflichterfüllung
Oder: Zuallererst den anderen spüren
5. Der Stolz ist vorbei
Oder: Nicht jammern, kämpfen!
6. Häuser sind wie Geschenke
Oder: Die Vergangenheit ist ein ganz starkes Element
7. Die Offenheit des Lebens ist ein Privileg
Oder: Die Schicksalsdifferenz zwischen Ost und West
Rezensionen
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Zeitschrift für das Fürsorgewesen 6/2007
Rezension von Jost-Wilhelm Vogt
»Flucht und Vertreibung als Folgen des 2. Weltkrieges und ihre psychischen und familiendynamischen Spätfolgen für die Kinder der aus dem Osten Vertriebenen werden von der Autorin durch kommentierte Interviews Betroffener dargelegt. Die Untersuchung beschränkt sich speziell auf die Problematik adliger Familien. Gerade diese Familien unterlagen im Osten spezifischer Verfolgung und im Westen starker Tabuisierung. Obwohl nur sieben Interviews verarbeitet wurden, reicht die Spannbreite von großer Lebensproblematik und Krankheitsbelastungen bis hin zu erfolgreicher Neugestaltung der gegebenen Lebenssituation…«