Susanne Lüdemann, Edith Seifert

Jenseits von Ödipus?

Psychoanalytische Sondierungen sexualpolitischer Umbrüche

Cover Jenseits von Ödipus?

EUR 34,90

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Buchreihe: Imago

Verlag: Psychosozial-Verlag

246 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm

ISBN-13: 978-3-8379-3217-1, Bestell-Nr.: 3217

DOI: https://doi.org/10.30820/9783837979350
Sind Ödipuskomplex, Inzesttabu und symbolische Kastration in der »vaterlosen« und zunehmend permissiven Gesellschaft veraltete Kategorien? Oder enthalten sie einen anthropologischen Kern, der aus seiner mythischen Umhüllung herauszuschälen und in eine zeitgemäße Form zu übersetzen wäre? Diese und ähnliche Fragen, die sich spätestens seit den 1960er Jahren stellen, haben sich vor dem Hintergrund der jüngsten sexualpolitischen Weichenstellungen – »Ehe für alle«, drittes Geschlecht, gendergerechte Sprache – nicht etwa erübrigt, sondern erheblich verschärft.

Der Band versammelt Beiträge von Lüdemann und Seifert aus dem Feld einer psychoanalytischen Theorie der Sexualität und der Kultur nach Freud und Lacan. Die Autorinnen kombinieren theoretische Überlegungen zu den sexualpolitischen Umbrüchen der letzten 30 Jahre mit Falldarstellungen aus der psychoanalytischen Praxis. Im Mittelpunkt stehen – neben den kulturtheoretischen Grundlagen der Psychoanalyse selbst – die Auffassung des Vaters bzw. der Vaterfunktion bei Freud und Lacan sowie die Frage nach neuen Möglichkeiten der Subjektbildung jenseits der vaterbasierten Ordnung.

Inhaltsverzeichnis

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Vorwort


Teil I
Psychoanalytische und kulturtheoretische Grundlagen

Jenseits der Normalisierung
Das Inzestverbot und die Logik der Kultur
Susanne Lüdemann

Ödipus oder Ménage-à-trois
Die Figur des Dritten in der Psychoanalyse
Susanne Lüdemann

Sexualität und Tabu
Freuds erweiterter Sexualitätsbegriff
Edith Seifert


Teil II
Gesetz ohne Vater – Väter ohne Gesetz?


Des Kaisers alte Kleider
Zur Ambivalenz von Autorität in der Moderne
Susanne Lüdemann

Der Tod Gottes und die Wiederkehr des Urvaters
Freuds Dekonstruktion der jüdisch-christlichen Überlieferung
Susanne Lüdemann

Ursprungsfragen
Reproduktionen großer Meister oder die »paternelle Ätiologie« der Psychoanalyse
Susanne Lüdemann

Psychoanalytische Aspekte der Vaterautorität: Exzess, Unterstellung, Ausnahme
Edith Seifert

Geschichten von Liebe und Begehren
Von der Bedeutung des Namens und der Opfer gebietenden Sprache
Edith Seifert

Variationen psychischer Bindung
Vom Vaternamen zur materiell-mütterlichen Synthese
Edith Seifert


Teil III
Jenseits des Lustprinzips – neue Wege des Genießens


Die Venus im Pelz von Sacher-Masoch
Klinische und kulturelle Aspekte
Edith Seifert

Selbstverwirklichung ohne Lustprinzip?
Edith Seifert

Sexualität im Gender-Check
Psychoanalyse gegen Paul B. Preciado
Edith Seifert

Peut-on changer de sexe?

Über Transsexualismus und die medizinisch-juridische Konstruktion des Geschlechts
Susanne Lüdemann

Zur Normativität des Nicht-Normativen
Ein Kommentar zur »Ehe für alle«
Susanne Lüdemann


Textnachweise
 

Rezensionen

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Socialnet.de am 16. Februar 2024

Rezension von Rüdiger Lautmann

»Auf angenehme und lesefreundliche Weise wird man durch verschiedene Grundkonstellationen des sexuellen Kosmos geführt und mit der Erklärungskraft psychoanalytischen Denkens vertraut gemacht, wobei auch die Grenzen dieser Ansätze immer erkennbar bleiben. Der Erkenntnisgewinn überwiegt deutlich die aus der Distanz zwischen Sozialwissenschaft und Psychoanalyse eventuell vorhandenen Zweifel…«

Sexuologie 30 (3–4) 2023

Rezension von Maximilian Römer

»Die Autorinnen zeigen eindrücklich auf, inwiefern zentrale psychoanalytische Denkfiguren und Annahmen auch heute noch ihre Gültigkeit bewahren und keineswegs als antiquiert verstanden werden können. Sie arbeiten das Potential der psychoanalytischen Kulturtheorie heraus, die es weiterhin vermag, (neue) Erscheinungsformen, Konflikte und Phänomene des Sexuellen und der Subjektkonstitution umfassender zu verstehen…«