Christa Rohde-Dachser
Expedition in den dunklen Kontinent
Weiblichkeit im Diskurs der Psychoanalyse
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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
Verlag: Psychosozial-Verlag
357 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
2. Aufl. 2011
ISBN-13: 978-3-8980-6092-9, Bestell-Nr.: 1092
Die Psychoanalyse hat sich mit ihrer Patriarchatsgeschichte bis
heute nicht wirklich auseinandergesetzt. Dies gilt nicht nur für
die Psychoanalyse Freuds, für den die Psychologie der Frau nach
eigenem Eingeständnis stets ein »dunkler Kontinent« geblieben war,
sondern auch für neuere theoretische Entwicklungen der
Psychoanalyse.
Mit ihrer »Expedition« in Freuds »dunklen Kontinent« unternimmt die
Autorin die systematische Aufklärung der Geschlechterideologie im
Diskurs der Psychoanalyse. Im Zentrum ihrer wissenschaftskritischen
Untersuchung steht die Frage nach den kollektiven unbewussten
Fantasien, die diesen Diskurs bestimmen. Dieser Ansatz führt über
die herkömmliche Kritik an Freuds Weiblichkeitstheorie hinaus. Er
erstreckt sich auf zentrale Kategorien der Psychoanalyse; dabei
werden psychoanalytische und soziologische Betrachtungsweisen
miteinander verknüpft, um das zirkuläre Verhältnis von (männlichem
und weiblichem) Unbewussten und patriarchalischer
Gesellschaftsstruktur sichtbar zu machen. Ziel der Autorin ist es,
auf diese Weise einer emanzipatorischen Theorie des
Geschlechterverhältnisses innerhalb der Psychoanalyse den Weg zu
bahnen.
Das Buch ist keine Absage an die Psychoanalyse, sondern will ganz
im Gegenteil zu ihren aufklärerischen Wurzeln zurückkehren, indem
es die Grundannahmen althergebrachter psychoanalytischer
Konzeptualisierungen über Weiblichkeit oder Geschlechterdifferenz
in Frage stellt. Zugleich stellt es einen Bruch mit herkömmlichen
psychoanalytischen Denkweisen dar, in dessen Neuartigkeit die
eigentliche revolutionäre Faszination dieser »Expedition« liegt.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
1 Kulturkritik oder Patriarchatskritik? Über einige blinde Flecken
im Diskurs der Psychoanalyse
1.1 Vom patriarchalischen Fundament der Psychoanalyse
1.2 Der „weibliche Ödipuskomplex“ – oder: Alter Wein in neuen
Schläuchen
1.3 Zur Geschichte der Weiblichkeitsdiskussion in der
Psychoanalyse
1.4 Signale für die Produktion von Unbewußtheit im Diskurs der
Psychoanalyse
2 Bestimmung des Gegenstands einer feministisch orientierten
Psychoanalysekritik
2.1 Aufbruch in den „dunklen Kontinent“
2.2 „Männlich/weiblich“ – Die Bestimmung der Leitdifferenz
2.3 Verortung der Differenz: Das „Patriarchat“
2.4 Bestimmung der „feministischen“ Position dieser
Untersuchung
2.5 Programmatischer Entwurf einer feministischen
Wissenschaftskritik I:
„Wie männlich ist die Wissenschaft?“
2.6 Programmatischer Entwurf einer feministischen
Wissenschaftskritik II:
„Wie männlich ist die Psychoanalyse?“
3 Auf den Spuren des Unbewußten
3.1 Tiefenhermeneutik als Instrumentarium feministischer
Psychoanalysekritik
3.2 Das Konzept der „unbewußten Phantasie“
3.3 Vergangenheits- und Gegenwartsunbewußtes:
Zwei Ebenen unbewußten Funktionierens
3.4 Die Validierung unbewußter Phantasien:
„Wahrnehmungsidentität“ und „Denkidentität“
3.5 Untersuchungsschritte
4 Explizierte Weiblichkeitsentwürfe im Diskurs der
Psychoanalyse: Die „Theorie der Weiblichkeit“ bei Sigmund
Freud
4.1 Freud: Thesen über „Die Weiblichkeit“
4.2 Von der Theorie zur unbewußten Phantasie
4.3 Struktur und Funktion unbewußter Phantasien in Freuds Theorie
der Weiblichkeit
4.4 Die Unabgeschlossenheit des Aufklärungsvorgangs
4.5 Vom analysierten zum analytischen Mythos – Die Herstellung von
Wahrnehmungs- und Denkidentität
5 Komplementaritäten – Freud und Helene
Deutsch
5.1 Helene Deutsch: „Die Psychologie der Frau“
5.2 Von der Theorie zur unbewußten Phantasie – Unbewußte
Botschaften
5.3 Von der Mann-Frau- zur Vater-Tochter-Beziehung
5.4 Der Ort der Frau: Die komplementärnarzißtische Position
5.5 Das falsch etikettierte „Böse“
5.6 Zwischenbilanz
6 Asymmetrien
6.1 Das Weibliche als
Ergänzungsbestimmung
6.2 Weiblichkeitskonstruktionen im Patriarchat
6.3 „Imaginierte Weiblichkeit“ und männliche Kunstproduktion
6.4 Von der Transformation der Frau ins Bild:
Das ovale Porträt von Edgar Allan Poe
7 Zwischenreiche
7.1 Bilder aus dem Zwischenreich
7.2 Die „Femme fatale“: Wedekinds Lulu
7.3 Die „Verheißung“ der Femme fatale
7.4 Frau, Natur und Tod – „Die schöne Leiche“
8 Metamorphosen des Weiblichen in Freuds
Schriften
8.1 Die drei für den Mann unvermeidlichen Beziehungen zum Weibe:
Gebärerin, Genossin, Verderberin
8.2 Das Weibliche als Verkörperung des Thanatos
8.3 Die Theorie des phallischen Monismus als Mittel der
Todesverdrängung
8.4 Der doppelte Weiblichkeitsentwurf im Diskurs der Psychoanalyse
und das Grauen vor dem Medusenhaupt
9 Der doppelte Weiblichkeitsentwurf der Psychoanalyse als
Hintergrundphantasie metapsychologischer Konzepte
9.1 Metaphern im Diskurs der Psychoanalyse
9.2 Geschlechtsmetaphern in Freuds Theorie des psychischen
Apparates
9.3 Der Irma-Traum der Psychoanalyse als patriarchalische
Beziehungsphantasie
10 Tendenzen der Psychoanalyse seit Freud – Weg(e) von der
Frau zurück zu den Müttern
10.1 Von der „Revolte gegen den Vater“ zur „doppelten Ur-Imago“:
Vater- und Mutterimagines im Diskurs der Psychoanalyse
10.2 Ordnung und Chaos männliches und weibliches Prinzip
10.3 Erscheinungsformen der „bösen Mutterimago“
10.4 Die „archaische Matrix des Ödipuskomplexes“ und der Ursprung
des Bösen
11 Vaterbilder im Diskurs der Psychoanalyse
11.1 Der Vater als „Retter und Befreier“
11.2 Das Karussell der Schuldverschiebungen
11.3 „Es wird gebeten, die Augen zuzudrücken“: Der Freispruch der
Väter
11.4 Kontraste
12 Der Platz der Mutter in der Theorie der
Psychoanalyse
12.1 Die Mutter als Sündenbock der Moderne
12.2 Der zweifache Ort der Mutter im Diskurs der Psychoanalyse
12.3 Der Ort der Mutter ist der Ort der Schuld
12.4 Die Mutter-Kind-Dyade als geschlossenes Universum
12.5 Muttermacht und Frauenschicksal
12.6 Der doppelte Weiblichkeitsentwurf der Freudschen Psychoanalyse
im Gewande der psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie
12.7 Resümee
13 Die „frühen“ Objektbilder und die Idee der
Nachträglichkeit – Ansätze zu einer theoretischen
Neuorientierung
13.1 Symbolische und präsymbolische Verarbeitungsmuster von
Erfahrung
13.2 Realität und Realitätsverzerrung in kindlichen
Wirklichkeitskonstruktionen
13.3 Die Rekodierung der frühen Beziehungserfahrungen unter dem
Eindruck der Geschlechtsdifferenzierung
13.4 Geschlechtsspezifische Perspektiven
13.5 Die „frühe“ Mutter der Psychoanalyse und das Problem der
Nachträglichkeit