Friedrich Manz

Wenn Babys reden könnten!

Was wir aus drei Jahrhunderten Säuglingspflege lernen können

Cover Wenn Babys reden könnten!

EUR 44,90

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Buchreihe: Forum Psychosozial

Verlag: Psychosozial-Verlag

681 Seiten, Broschur, 135 x 215 mm

ISBN-13: 978-3-8379-2919-5, Bestell-Nr.: 2919

Über 100 Jahre lang galten Babys als passiv, chaotisch, von Trieben regiert und beziehungsunfähig. Sie wurden als »Mängelwesen« deklariert, denen man sogar die Seele absprach und die es vor allem zu »disziplinieren« galt.

Als Kinderärzte um 1900 große Fortschritte bei der Behandlung von Kinderkrankheiten machten, glaubten sie, damit nun auch den Schlüssel zu den »Grundproblemen« der Kindheit in den Händen zu halten. Aber sie vernachlässigten dabei immer noch jegliche Individualität des Säuglings und die zentrale Bedeutung der Mutter-Kind-Beziehung für die Entwicklung. Aufgrund dieser falschen Maßstäbe und zahlreichen Fehlinterpretationen entstand ein aus heutiger Sicht zutiefst beschämendes Zerrbild vom Säugling.

Friedrich Manz zeichnet die »Geschichte des Säuglings« umfassend nach und bringt dabei vielfältige Vorstellungen der Vergangenheit mit dem heutigen Verständnis von Säuglings- und Babypflege in Zusammenhang.

Inhaltsverzeichnis

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Vorwort

1. Vorstellungen über das Wesen von Babys

1.1 Körperliche Entwicklung
Das „Ungeborene“
Von „physiologischen Frühgeburten“ und „Traglingen“
Der reale Säugling
Der „normale“ Säugling – Eine moderne Fiktion

1.2 Psychische Entwicklung
Vom aktiven und passiven Säugling
Das „triebhafte“ Wesen
Bindungsbedürfnisse des Säuglings
Mutterliebe – Elternliebe

1.3 Verhaltensschwierigkeiten
„Schreihals“
Von kleinen „Ritzenteufeln“ – Und von der Wichtigkeit des Schlafes
„Trinkfauler Säugling“ – „Schlechter Esser“
„Schmutzfink, Schmierfink“ – Reinlichkeit
Der tyrannische Säugling

1.4 Spezielle Zuschreibungen
„Unbeschriebenes Blatt“
Das „Wickelkind“
„Böser Säugling“ / „kindliche Unschuld“
„Chaotisches Wesen“
Die Puppe

1.5 Zerrbilder
Mängelwesen
„Tierisches Wesen“
„Minderwertige“ Säuglinge

1.6 Religion und Säugling
Haben Babys eine Seele? Eine historische Auseinandersetzung
Putto
Der „Wechselbalg“
Das „göttliche“ Kind

1.7 Der Säugling in Wirtschaft und Politik
Das Geschäft mit den Babys
Das Baby als Sympathieträger in Werbung und Politik

1.8 Besondere Themen zur Gesundheit
Der Wunschtraum von der Abhärtung
Das Kind im Unglück – Der verunglückte Säugling
Der „vergiftete Säugling“
Beziehungsgestörte Eltern

2. Gewalt gegen Ungeborene und Säuglinge

2.1 Gewalt gegen das Ungeborene

2.2 Persönliche Gewalt gegen Neugeborene und Säuglinge

2.3 Strukturelle Gewalt gegen Neugeborene und Säuglinge

3. Zahlen, Daten, Fakten – Ein historischer Überblick

Kurze Geschichte der Säuglingsernährung

4. Zusammenschau
4.1 Zärtlicher Umgangsstil (ca. 1700-1860)

4.2 Roher Umgangsstil
Disziplinierung des Säuglings (ca. 1860-1932)
Kontinuität disziplinierender Säuglingspflege (1945 - etwa 1965)

4.3 Der Trend zum empathischen Umgangsstil (ca. 1966-2015)

4.4 Ausblick

Anhang

Abbildungsnachweise
Nachweise Lyrik
Anmerkungen
Personenregister
Literatur
Index

Rezensionen

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Socialnet.de am 9. November 2022

Rezension von Ariane Schorn

»Immer wieder überrascht das umfangreiche Buch mit Bildern, Zeichnungen und Zitaten, die das Denken über und die Wahrnehmung von Säuglingen – vor allem über die letzten zwei Jahrhunderte – veranschaulichen. Die Lektüre des Buches verdeutlicht, dass sich verändernde Vorstellungen vom Wesen und der ›Natur‹ des Säuglings nicht schlicht neuen Erkenntnissen geschuldet sind, sondern eben auch maßgeblich von sozioökonomischen Rahmenbedingungen, sich wandelnden Vorstellungen des Zusammenlebens bzw. einer spezifischen gesellschaftlichen Verfasstheit und damit verbundenen Erwartungen an Säuglinge. Dies wiederum regt Überlegungen und Fantasien zu der Frage an, welchen Blick spätere Jahrzehnte wohl auf aktuelle Vorstellungen zum Säugling werfen würden? in insgesamt wichtiges, interessantes, anregendes, komplexes und darum beeindruckendes Werk, das ohne Einschränkung zu empfehlen ist…«