Peter Sandner
Verwaltung des Krankenmordes
Der Bezirksverband Nassau im Nationalsozialismus
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Buchreihe: Forschung Psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
788 Seiten, Broschur, 170 x 240 mm
ISBN-13: 978-3-8980-6320-3, Bestell-Nr.: 320
Hadamar, Eichberg, Kalmenhof – die Namen der
NS-»Euthanasie«-Anstalten sind zum Synonym für die Morde an kranken
und behinderten Menschen im Nationalsozialismus geworden. Der
Anstaltsträger, der Bezirksverband Nassau im Landeshaus in
Wiesbaden, trieb die »Vernichtung lebensunwerten Lebens« engagiert
voran.
Durch die Tötung seiner Klientel drohte der Verband sich selbst die
Existenzgrundlage zu entziehen: Ihm fehlten die Pflegegelder, aus
denen seine Anstalten sich finanzierten. Die leitenden Beamten
fanden jedoch Auswege aus dem »Dilemma«. Sie heizten die
Mordmaschinerie weiter an und machten das »Euthanasie«-Programm zu
einem lukrativen Geschäft für den Verband.
Diese Studie über die »Verwaltung des Krankenmordes« stellt
erstmals die Geschichte einer derart aktiv an den NS-Verbrechen
beteiligten Fürsorgebehörde dar. Nicht Ärzte und Pflegekräfte,
sondern Verwaltungsbeamte stehen hier im Mittelpunkt. Peter Sandner
zeigt, wozu eine Behörde fähig ist, wenn sich Ideologie,
Verwaltungsrationalität und Skrupellosigkeit
verbinden.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
I.
Grundlagen
1. Aufgaben und Verfassung der Provinzialverbände
a) Selbstverwaltung in den preußischen Provinzen
b) Entstehung und Verfassung des Bezirksverbands des
Regierungsbezirks Wiesbaden
c) Die Fürsorge im Aufgabenspektrum des Wiesbadener
Bezirksverbands
2. Weimarer Zeit
a) Zwischen Demokratisierung und Beharrung
b) Neue Aufgaben im Sozialwesen – veränderter Status der
Selbstverwaltung
c) Rheinlandbesetzung, Separatismus und Nationalsozialismus in der
Weimarer Zeit
II. Nationalsozialistische
Formierung
1. „Machtübernahme“ und Gleichschaltung
a) Neue Führung
b) Selbstverwaltung und Führerprinzip
2. Nazifizierung der Belegschaft
a) Beamte, Beamtenausbildung, Beamtenpolitik
b) „Alte Kämpfer“ – neues Personal
3. Ausrichtung auf die „neue Zeit“
a) Nationalsozialismus im Alltag
b) Wirtschaftsförderung und Kulturpflege – Beteiligung an Projekten
der Zeit
c) Antikirchliche Ausrichtung
III. Der
Fürsorgebereich im Nationalsozialismus
1. „Entkonfessionalisierung“ des Anstaltswesens
a) Ausschaltung der „Freien Wohlfahrtspflege“ durch den
Landesfürsorgeverband
b) Vergebliches Streben nach einer Vorreiterrolle
2. „Rassenhygienische“ Ausrichtung
a) Das rassenideologische Paradigma
b) „Erb- und Rassenpflege“ im Bezirksverband
3. Von der Anstaltspflege zur NS-„Euthanasie“
a) Das Anstaltsdezernat und die Dominanz der Verwaltung
b) Auswirkungen der Sparpolitik in den Landesheilanstalten
c) „Euthanasie“bestrebungen und Krankenmorde vor der
„T4-Aktion“
IV. Zeit der
Gasmorde
1. Verschiebung der Machtverhältnisse
a) Provinzialidentität versus Reichsgaumodell
b) Entmachtung des Landeshauptmanns
2. Mitwirkung bei der Vorbereitung der Gasmorde
a) Einbindung der Regionen in die Vorbereitung
b) Auswahl und Einrichtung der Gasmordanstalt
c) Akquirierung von Personal für die „T4“-Anstalt Hadamar
3. Kooperation während der Gasmorde
a) Krankenverlegungen und Unterhaltung von „Zwischenanstalten“
b) Die Morde in Hadamar und der Bezirksverband
c) Konfrontation mit Angehörigen und Öffentlichkeit
V. Regionalisierung
und Dezentralisierung
1. Konflikte und Entscheidungen im Übergang
a) Anstaltsnutzung und Personaleinsatz
b) Forschung, Therapie und Kindermord – die Suche nach dem
„Zukunftsprojekt“
2. Regionale Krankenmordinitiativen und strukturelle
Bedingungen
a) Regionale Morde durch Medikamente, Überbelegung und
Nahrungsentzug
b) Die Verwaltung und das Hungersterben
3. Dezentrale Krankenmordaktion mit zentraler
Koordination
a) Neue Mordaktion in Hadamar in Kooperation mit „T4“
b) Das System der Verlegungen in die Mordanstalt
4. Expansion, Eskalation, Elimination
a) Der Fürsorgebereich und die Ermordung der „Zöglinge“
b) Der Gauleiter als Behördenchef und die Morde an Zwangsarbeitern
Rezensionen
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Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte Band 54/2004
Rezension von Hubert Kolling
»Insgesamt betrachtet ist die Studie von Sandner nicht nur ein wertvoller Beitrag zur hessischen Institutionengeschichte während des Nationalsozialismus im Besonderen, sondern auch eine starke Bereicherung der Forschung zur Sozial- und Medizingeschichte im Allgemeinen…« [mehr]
Fachismus in Italien und Deutschland Hg. von Sven Reichhardt/Nolzen
Rezension von Carl-Wilhelm Reibel
»Kann man inhaltlich den Autor wenig kritisieren, muß doch bemängelt werden, daß seine Studie zu umfangreich geworden ist und eine Kürzung – etwa um die Darstellung der Entwicklung des Bezirksverbandes vor 1933 – der Arbeit gut bekommen wäre. Auch muß sich der Verlag den Vorwurf gefallen lassen, die zu keinem Zeitpunkt langweiligen 788 Seiten nur im Taschenbuchformat und nicht fest gebunden auf den Markt gebracht zu haben. Das unhandliche Buch stört so den Lesekomfort erheblich. Trotzdem wäre es zu wünschen, daß Sandners Studie Schule macht und die Erforschung der regionalen Verwaltungsinstitute im »Dritten Reich« weiter voran getrieben wird…« [mehr]
Sozialpsychiatrische Informationen 1/2006 36.Jg.
Rezension von Heinz Faulstich
»Dennoch stellt das Buch mit dem gelungenen Nachweis der aktiven Beteiligung von Verwaltungen an Krankenmord und Hungersterben einen Meilenstein in der Erforschung der NS-Psychiatrie dar und sollte zur genaueren Untersuchung der Verwaltungsstrukturen in den bereits identizierten Mord regionen der zweiten Phase der »Euthanasie« anregen. Darüber hinaus krönt es – quasi als »Schlussstein«- die von Christina Vanja mit großer Energie durchgehaltene Erforschung und publizistische Erschließung jener Provinz des Dritten Reiches, in der mit rund 20 000 Opfern die meisten psychisch Kranken ermordet wurden…« [mehr]
Newsletter Fritz Bauer Institut
Rezension von Gabriele Kremer
»…« [mehr]