Steffen Elsner, Charlotte Höcker, Susan Winter, Oliver Decker, Christoph Türcke (Hg.)
Enhancement
Kritische Theorie und Psychoanalytische Praxis
EUR 29,90
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Buchreihe: Psyche und Gesellschaft
Verlag: Psychosozial-Verlag
191 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
1. Auflage 2021
Erschienen im Oktober 2021
ISBN-13: 978-3-8379-3123-5, Bestell-Nr.: 3123
DOI:
https://doi.org/10.30820/9783837978070Menschen waren sich nie genug. Seit sie anfingen, sich von anderen
Tieren zu unterscheiden, erfanden sie Werkzeuge und schließlich
große Maschinen, um Naturgewalten zu bändigen, Ressourcen besser zu
nutzen und das Leben komfortabler zu gestalten. Was man heute
Enhancement nennt, setzt also nur eine uralte Tradition fort. Um
den Anforderungen des Alltags- und Arbeitslebens gewachsen zu sein,
werden zunehmend auch Drogen zur Leistungssteigerung eingesetzt.
Und Gehirn-Maschinen-Interfaces gehören in manchen Bereichen der
Medizin bereits zu den Behandlungsoptionen.
Doch welche Menschenbilder, Perfektionsansprüche und seelischen
Konflikte transportiert das Enhancement? Soll die Psychotherapie
bei dieser Entwicklung behilflich sein? Oder ist es Zeit für eine
Vollbremsung? Diese Fragen beleuchten die Autor*innen mithilfe der
Kritischen Theorie und mit psychoanalytischem Instrumentarium aus
interdisziplinärer Perspektive. Sie zeigen die unterschiedlichen
Facetten und Chancen, aber auch die Illusionen und Begrenzungen des
Enhancements sowie dessen untrennbare Verschränkung mit der Logik
des Marktes.
Mit Beiträgen von Bernd Ahrbeck, Steffen Elsner, Kristina Flint,
Gesa Foken, Thomas Fuchs, Christoph Henning, Joachim Küchenhoff,
Elfriede Löchel, Jens Paulsen, Clara Schließler und Henning Teschke
Inhaltsverzeichnis
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Vorwort
Warum Kritische Theorie und Psychoanalyse etwas zu Enhancement zu
sagen haben
Steffen Elsner, Charlotte Höcker, Susan Winter, Oliver Decker
und Christoph Türcke
Transhumanismus und Verkörperung
Thomas Fuchs
»Behinderung gibt es nicht!«
Zeittypische Optimierungs- und Verleugnungsstrategien
Bernd Ahrbeck
Behinderung als widerständiges Potenzial?
Kommentar zum Beitrag von Bernd Ahrbeck
Clara Schließler
Im Blick des Anderen: Gesicht und Selbstgestaltung
Joachim Küchenhoff
Der (entzogene) Blick und sein Mehrwert
Kommentar zum Beitrag von Joachim Küchenhoff
Steffen Elsner
Human Enhancement und prometheische Scham
Eine psychoanalytische Betrachtung
Elfriede Löchel
Männer, Körper und Maschinen –ein feministischer Blick auf
Enhancementphantasien
Kommentar zum Beitrag von Elfriede Löchel
Kristina Flint
Von Autos und Pflanzen lernen
Warum technische Perfektionierung Entfremdung verstärkt und was das
alles mit Arbeit zu tun hat
Christoph Henning
Steigerung – Deleuze und Platon
Henning Teschke
Steigerung – Kapitalismus und Enhancement
Jens Paulsen
Vorauseilender Gehorsam
Zur Mimikry der Kunst an die Maschine
Gesa Foken
Rezensionen
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psychosozial 46. Jg. (2023) Heft II (Nr. 172)
Rezension von Maximilian Römer
»Dem Nachspüren der oftmals unzureichend betrachteten gesellschaftlichen und unbewussten Triebfedern des Enhancements, dem Verstehen der Tiefenschichten des Phänomens hat sich der Sammelband verschrieben und löst diesen Anspruch auch ein. Deutlich wird aufgezeigt, dass das Enhancement in seiner gegenwärtigen Form nur aus den Verhältnissen, aus denen es heraus entwachsen ist, und auch nur unter Berücksichtigung eines multiperspektivischen und interdisziplinären Zugangs, analysiert werden sollte. Die Beiträge kaprizieren somit allesamt das vergesellschaftlichte Subjekt und illustrieren, wie sich psychische Entwicklungen und Optimierungswünsche als Entsprechungen neoliberaler und kapitalistischer Verhältnisse einordnen lassen. Sie veranschaulichen ein Welt- und Menschenbild, in welchem den Unwägbarkeiten und Widersprüchen des eigenen Seins, dem eigenen Mangel und der Angewiesenheit kompensatorisch mit omnipotenten Fantasien und auch Handlungen begegnet wird. [...] Zudem zeigt sich deutlich die Notwendigkeit einer psychoanalytisch fundierten, an der Kritischen Theorie geschulten sozialpsychologischen Perspektive auf gesellschaftliche Phänomene, um ein verdichtetes Verständnis des Gegenstandes herzustellen. Der Veröffentlichung ist daher eine zahlreiche Leser*innenschaft zu wünschen, welche die postulierten Ideen und Gedanken aufnimmt und weiterentwickelt.…«