Heiner Hirblinger
Paulus und Freud
Ein Diskurs über Religion, Gewalt und Unbewusstes in der Kultur
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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
Verlag: Psychosozial-Verlag
392 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen im März 2021
ISBN-13: 978-3-8379-3055-9, Bestell-Nr.: 3055
DOI:
https://doi.org/10.30820/9783837977721Das Ereignis am Kreuz und Freuds Schrift Totem und
Tabu begründen die psychoanalytische Perspektive, mit der
Heiner Hirblinger auf das Leben und die Briefe des Apostels Paulus
blickt. Das Kernanliegen der christlichen Botschaft und dessen
Bedeutung für Kultur und Bildung werden so aus psychoanalytischer
Sicht in ihrer Tiefendimension lesbar.
Durch das Nachzeichnen von Verbindungslinien und perspektivischen
Überschneidungen zwischen Psychoanalyse und Religion ermöglicht der
Autor einen neuen Zugang zum Problem der Gewalt in der Kultur. Er
geht dabei von der These Freuds aus, dass ein Denkapparat, der die
»Allmacht der Gedanken« in der monotheistischen Religion fördert,
eine Folge des Bilderverbots ist. Im Spannungsfeld zwischen
Glauben, Gewalt und Unbewusstheit in der Kultur wird die
transformatorische Dimension religiöser und psychoanalytischer
Praxeologie deutlich. Sie verweist auf die Arbeit an der
Bedürftigkeit, Not und Befangenheit der Menschheit in Neurose und
selbstverschuldeter Unmündigkeit. Das Buch erschließt so im
Referenzrahmen einer psychoanalytischen Metapsychologie
weiterführende Aspekte eines säkularen Verständnisses des
christlichen Glaubens.
Inhaltsverzeichnis
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Vorwort
Einführung
I. »Saul, Saul, warum verfolgst du mich?«
Der
Glaube der Urgemeinde
Das Damaskus-Ereignis
II. Der Gottesmord und das Unbewusste
Analytik
des Opferritus als via regia zum Unbewussten
Der narzisstische Komplex in der Vater- und in der
Sohnesreligion
Der Weg aus der Verkennung
III. Die Matrix für Phantasmen und
Ideen
Transzendenz, die im Horizont der Immanenz
aufscheint
Das »ozeanische Gefühl«
Das doppelte Unbehagen in der Kultur
Abraham und Ödipus
Kreuzestheologie zwischen Erklären und Verstehen
IV. Das Schweigen Gottes
Der dunkle Spiegel der
intellektuellen Anschauung
»Wenn wir nicht mehr erzählen, sind wir geliefert«
Das Ritual der Einsetzungsworte
Subjektivität und Selbsttranszendenz
V. Mentalisierung in bedrängter Existenz
Die
Zeit, die bleibt
Die Symbiose zwischen Staat und Kirche
Der zweckrationale Staat und die Idee der Bildung
Epilog
Literatur
Rezensionen
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Theologische Revue, Juni 2023
Rezension von Gerd Neuhaus
»Der vorliegende Band versucht die paulinische Theologie mit Hilfe der Triebanalyse Freuds zu verstehen. Dabei geht es dem Verfasser um eine säkulare Wahrnehmung des christlichen Glaubens, die die Wahrheit der paulinischen Botschaft vom gnädigen Gott darin erkennt, dass sich in ihr eine Befreiung des menschlichen Geistes von der jüdischen ›Vaterreligion‹ vollzieht…«
Stimmen der Zeit 8/22
Rezension von Ansgar Wucherpfennig
»Als Heiner Hirblinger sein Paulusbuch geschrieben hat, hat er vermutlich noch nicht geahnt, wie aktuell es durch den Krieg würde, den Russland der Ukraine aufgezwungen hat. Beide politische Führungen fundieren ihre Solidaritäts- und Durchhalte-Appelle oft in religiösen Botschaften mit christlichem Hintergrund. Paulus könnte nun nach Hirblinger für eine Tradition stehen, die Religion nicht für Gewalt in Anspruch nimmt, sondern fähig ist, sie einzudämmen […]. Solche Bücher würde man sich aus theologischer und exegetischer Perspektive häufiger wünschen…«
Publik Forum, Nr. 21, 5. November 2021
Rezension von Klaus Hoffmann
»Gewalt, Opfer und Rache kennzeichnen gesellschaftliche wie psychische Vorgänge mehr, als uns meist recht und bewusst ist. Verstärkt werden diese zerstörerischen Tendenzen durch die zunehmende ausbeuterische Weltordnung, hier zitiert der Autor ausführlich den bedeutenden Befreiungstheologen Franz-Josef Hinkelammert. Vertieft mit zahlreichen Zitaten prominenter Psychoanalytiker und Theologen sowie aus der Belletristik zeigt der Autor überzeugend, wie viele Gemeinsamkeiten heute zwischen Psychoanalyse, Gesellschaftswissenschaften und Theologie bestehen und wie eng die Disziplinen gerade in der Pädagogik Zusammenarbeiten…«