Susanne Leitner

»Wir scheißegal. Ab nach Kosovo!«

Innere und äußere Realitäten straffälliger junger Männer mit unsicherem Aufenthaltsstatus aus dem Kosovo

Cover »Wir scheißegal. Ab nach Kosovo!«

EUR 34,90

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Buchreihe: Forschung Psychosozial

Verlag: Psychosozial-Verlag

322 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm

ISBN-13: 978-3-8379-2627-9, Bestell-Nr.: 2627

Vor dem Hintergrund erneuter starker Zuwanderung ist es wichtig, die Biografien junger straffälliger MigrantInnen zu verstehen, um pädagogische Angebote für heutige Flüchtlingskinder besser reflektieren und gegebenenfalls modifizieren zu können. Am Beispiel von in Deutschland sozialisierten jungen Männern, die in den Kosovo abgeschoben werden sollen, eröffnet Susanne Leitner Verstehenszugänge zum subjektiven Erleben der Betroffenen und gibt Empfehlungen für einen angemessenen Umgang mit ihnen. Das Buch basiert auf Interviews mit Gefangenen einer Jugendstrafanstalt, die aus der Perspektive der psychoanalytisch informierten Pädagogik analysiert wurden.

Wenn junge Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus straffällig werden, wird ihr Bleiberecht in Deutschland doppelt prekär. Auch wenn sie hauptsächlich in Deutschland sozialisiert wurden, sehen sie sich mit der potenziellen Abschiebung in ein fremd gewordenes »Heimat«-Land konfrontiert. Diese Unsicherheit hat massive Auswirkungen auf ihre innere Lebenswelt und identitäre Entwicklung. Die drohende Abschiebung wird als sozialer Tod erlebt. Susanne Leitner eröffnet Perspektiven, wie Menschen vor diesem Schicksal bewahrt werden können.

Inhaltsverzeichnis

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Inhalt

1 Einführung
1.1 Jetmir
1.2 Forschungsbedarf und Erkenntnisinteresse der vorliegenden Arbeit
1.3 Zum Aufbau dieser Arbeit
1.4 Anmerkungen zur Anonymisierung

2 »Jeder weiß, dass ich Albaner bin«
Die Zielgruppe und ihre Lebenslage
2.1 Migration aus dem Kosovo
2.1.1 Konfliktherd Kosovo
2.1.2 Zwischen den Stühlen: Ethnische Minderheiten im Kosovo
2.1.3 »RAE« – Ethnie als soziale Konstruktion
2.1.4 Ethnische Minderheiten im Kosovo-Krieg
2.1.5 Der Kosovo-Krieg als Fluchtursache
2.2 Leben mit prekärem Aufenthaltsstatus
2.2.1 Kosovo-Flüchtlinge in Deutschland
2.2.2 Rechtliche Aspekte des Aufenthalts in Deutschland
2.2.3 Lebenswirklichkeit bei prekärem Aufenthalt – Der Sonderfall »Duldung«
2.2.4 Traumapotenzial prekärer Aufenthaltsperspektiven
2.3 (Erschwertes) Aufwachsen in Deutschland
2.4 Delinquenz und überstilisierte Männlichkeit als Ausdrucksformen abweichenden Verhaltens
2.4.1 Kriminelle Karrieren in den Interviews
2.4.2 Hintergründe von Delinquenz
2.4.3 Die antisoziale Tendenz
2.4.4 Antisoziale Tendenz und überstilisierte Männlichkeit als Antwort auf gesellschaftliche Marginalisierung
2.5 Zusammenfassung

3 Vorannahmen zum Zugang zu »Identität«
3.1 Identität – Versuch einer Begriffsklärung
3.2 Perspektiverweiterung – Identität und psychoanalytisch inspiriertes Denken
3.3 Kollektive Identität
3.4 Zusammenfassung

4 Forschungsmethodologische und -methodische Überlegungen
4.1 Wahl des Forschungsansatzes
4.2 Methodologische Ebene
4.2.1 Grounded Theory Methodologie (GTM)
4.2.2 Reflexive GTM
4.3 Methodische Ebene
4.3.1 Quasi-narrative Interviews
4.3.2 Erweiterte Interviewformen – Primat der Gegenstandsangemessenheit
4.3.3 Qualitative Sozialforschung im Strafvollzug
4.3.4 Erweiterte Methoden
4.3.5 Arbeit in Forschungswerkstätten – Ethnopsychoanalytische Deutungswerkstatt
4.4 Zusammenfassung

5 Darstellung und Auswertung der Untersuchungsergebnisse

Teil I: Individuelle Annäherungen an die Zielgruppe
5.1 Kurzporträts der befragten Jugendlichen
5.1.1 Übersicht
5.1.2 Xhemajl
5.1.3 Veton
5.1.4 Jetmir
5.1.5 Armend
5.1.6 Rinor
5.1.7 Skender
5.1.8 Ilir
5.1.9 Sinan
5.1.10 Refki
5.1.11 Fatmir
5.2 Exemplarisch – Drei ausführliche Fallanalysen
5.2.1 Einführung
5.2.2 Xhemajl
5.2.3 Veton
5.2.4 Ilir
5.2.5 Zusammenfassung

Teil II: »Wir scheißegal. Ab nach Kosovo!« – Vergleichende Auswertungen
5.3 (Aufenthaltsrechtlich bedingte) Ausgangslagen der Jugendlichen
5.3.1 »Angst und so« – Der Kosovo-Krieg im Erleben der Jugendlichen
5.3.2 »Du weißt nie Bescheid, wann Polizei kommt und sagt, du wirst da abgeschoben« – Chronifizierte Vorläufigkeit als Lebenslage
5.3.3 »Dann hab ich halt auch mein Aufenthalt kaputt gemacht« – Gefährdung des Aufenthaltstitels durch Delinquenz
5.3.4 »Dumusst irgendwo anders hin,weilwir können dich hier nich ertragen« – Bleiberecht und Nützlichkeitsprinzip
5.4 »Ja. Also so ich bin so einer […]« – Identitäre Selbstverortungen
5.4.1 Selbstthematisierungen, Teilidentitäten und Wertorientierungen
5.4.2 Verortungen in den Sozialbezügen
5.4.3 »Kosovo isch gut für Urlaub, aber Deutschland is schon beste« – Das Kosovo-Bild der Befragten
5.4.4 »Meine Stadt bleibt meine Stadt« – Verwurzelung in Deutschland
5.4.5 »Ein ganz normales Leben wie die anderen« – Zukunftswünsche
5.5 Das Damoklesschwert Abschiebung
5.5.1 »Hier wurden auch voll viele abgeschoben […] des macht einen auch fertig auch psychisch« – Haft als Katalysator der Angst vor Abschiebung
5.5.2 »Wenns an den Tag so heißt, dass ich abgeschoben werde […]« – Drohende Abschiebung als »sozialen Tod« erleben
5.5.3 Wie entschärft man eine Bombe? – Copingstrategien
5.6 Zusammenfassung

6 Befunde und Folgerungen aus der Arbeit
6.1 Rückblick und Zusammenfassung der Ergebnisse
6.2 Ausblick und Desiderata

7 Literatur
7.1 Printquellen
7.2 Websites
7.3 Audio- und Videoquellen
7.4 Gesetzestexte, Abkommen und Gerichtsentscheide

8 Anhang
8.1 Transkriptionsregeln
8.2 Abbildungsverzeichnis
8.3 Tabellenverzeichnis

Rezensionen

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Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe (ZJJ) 2/2018

Rezension von Sabrina Hoops

»›Auch Jugendliche mit einem unsicheren Aufenthaltsstatus, einschließlich diejenigen, die die Regeln und Gesetze unseres Landes übertreten haben, sind zunächst einmal ›junge Menschen‹. Sie dürfen unserer Gesellschaft nicht, um mit Vetons Worten zu sprechen, ›scheißegal‹ sein‹…« [mehr]