Dominic Angeloch
Die Beziehung zwischen Text und Leser
Grundlagen und Methodik psychoanalytischen Lesens. Mit einer Lektüre von Flauberts Éducation sentimentale

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Buchreihe: Forschung Psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
434 Seiten, Gebunden, 148 x 210 mm
ISBN-13: 978-3-8379-2347-6, Bestell-Nr.: 2347
Die vielgestaltigen Ansätze psychoanalytischer Ästhetik seit Freud
wurden mit Neugier und Interesse aufgenommen, aber stets auch
leidenschaftlich abgelehnt und vernichtend kritisiert. Der Autor
stellt klassische und neuere Theorien systematisch dar und
diskutiert ihre Möglichkeiten und Probleme.
Auf dieser Grundlage wird die Methodik eines genuin
psychoanalytischen Lesens entwickelt. Diese nimmt mit der
unbewussten Dimension in der Beziehung zwischen Text und Leser auch
Widerstand und Abwehr als substantielle Momente ästhetischer
Erfahrung in den Blick. Praktisch erprobt wird dieses
Interpretationsverfahren in einer eingehenden Lektüre von Gustave
Flauberts Erziehung der Gefühle – einem Text, der sein
»fast unsichtbares Thema«, prototypisch für den modernen Roman,
unter der Hand direkt im Leser gestaltet.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
Einleitung
I. Zugänge
Möglichkeiten und Probleme der psychoanalytischen Ästhetik seit
Freud
Freuds Problembewußtsein
Das Verhältnis Psychoanalyse – Kunst: »Anwendung« oder »Grundlage
der Erkenntnisbildung«?
Der Beginn psychoanalytischer Literaturinterpretation:
Wirkungsanalyse
Ein weiterer Weg: Autorenbiographie
Kritik an der psychoanalytischen Literaturwissenschaft:
»Biographismus« und »Reduktionismus«
Untersuchungseinheit Autor – Werk – Rezipient: Kunst als
dynamischer (Kommunikations-)Prozeß
»Tod des Autors«? Nabokovs Pale Fire und die Not des
Interpreten
… und »Rückkehr des Autors«
II. Traum-Analogie
Vom Modell des Traums zur Analyse der ästhetischen
Form
1. Grundlagen: Systematik
der frühen psychoanalytischen Ästhetik
Traum und
Traumdeutung
Die Analogie Traum – Kunstwerk
Phantasie
Weitere Vervollständigung der psychogenetischen Reihe: Tagtraum und
»gemeinsamer Tagtraum«
»Wortgewordene Aktion«: Der Witz als Modell für den literarischen
Kommunikationsprozeß
2. Kritik der
Traum-Analogie: Zentrale Probleme und Wege zu ihrer
Lösung
Zum logischen Status der psychoanalytischen
Analogiebildung
Fiktion und Realität, Phantasie und Unbewußtes – und das »neue
Lesen«
Manifest – latent
Manifest – latent? Transformationen des Sinns im Prozeß
ästhetischer Erfahrung am Beispiel von Becketts Romantrilogie
Deutung in absentia
Symbolisierung
Überdeterminierung – Überdeutung
»Deutung« – »Konstruktion«
3. Anhaltspunkte: Auf dem
Weg zur Analyse der ästhetischen Form
»Erste
Einsicht«
Einige Überlegungen zum »Rätsel« des Verhältnisses von Form und
Inhalt
Psychoanalytische Formanalyse: Impulse aus der Traumdeutung
Psychoanalytische Formanalyse: Impulse aus der Ich- und
Selbst-Psychologie
4. Ausblick: Vom Objekt zur
Beziehung: Die »Kopernikanische Wende« in der
Psychoanalyse
III. Gegenübertragungsanalyse
Grundlagen und Methodik neuerer psychoanalytischer
Ästhetik
1.
Methode
Gegenstands- und Verfahrensproblematiken
Gegenstands- und Verfahrensbestimmungen
»Hermeneutik der Erfahrung«: Bestimmung des Gegenstandes der
Wirkungsästhetik
»Zusammenspiel«: Bestimmung des Gegenstandes der Psychoanalyse und
psychoanalytischen Ästhetik
Gleicher Gegenstand – unterschiedliche Verfahren
Verfahren: Was ist und wozu dient Gegenübertragungsanalyse?
Gegenübertragungsanalyse in der Interpretationspraxis
2. »Durchbruch«: Zwei
Einwände, eine Entgegnung
3. Widerstand und Abwehr in
ästhetischer Kommunikation
Verdrängung
Verleugnung, Verneinung
Verschiebung
Vermeidung
Isolierung
Reaktionsbildung
Intellektualisierung
Rationalisierung
Identifizierung, Introjektion
Regression
Projektion, projektive Identifikation
Omnipotente Kontrolle des Objekts
Identifizierung mit dem Angreifer
Autoaggression
Verkehrung ins Gegenteil, Wendung gegen die eigene Person
Affektualisierung
Spaltung
Ungeschehenmachen
Idealisierung
Entwertung
Sublimierung
Somatisierung, Konversion
Affektabwehr
Übertragung, Widerstand, Abwehr – und ihre Deutung
4. Lektüre als
Zumutung
IV. Lektüre
Flauberts Éducation
sentimentale
Das Scheitern des Anti-Helden und das Scheitern des Lesers
1. Das erste Kapitel
der Éducation
sentimentale als Histoire d’un jeune homme in
nuce
»Impressionistischer Subjektivismus« und
die Frage nach der Perspektive
M. Arnoux
»L’apparition«: Mme. Arnoux
Die Fahrt nach Hause (1)
Die ›Freude-Angst-Leerstelle‹: »Unmittelbares Zusammenspiel«
zwischen Text und Leser über Frédéric als Perspektivfigur
Die Fahrt nach Hause (2)
Ankunft in Nogent: Die Welt der Mutter und ihre Regeln
2. Analyse des
Beziehungsgefüges der Éducation sentimentale
entlang von
Interaktionskreisen
Befindet sich Frédéric an einem
»carrefour de quatre tentations féminines«?
Der Interaktionskreis Frédéric – Louise – Père Roque
Der Interaktionskreis Frédéric – Mme. Dambreuse – M. Dambreuse
Der Interaktionskreis Frédéric – Rosanette – M. Arnoux
Frédérics Liebe zu Mme. Arnoux: »élément ordonnateur« der
Éducation sentimentale
3. Der Interaktionskreis
Frédéric – Mme. Arnoux – M. Arnoux
Eine Innovation – und
wie sie zu deuten sei
Ein ödipal verkleideter präödipaler Text?
Exkurs: Das Ödipale und das Präödipale
Die Frage nach dem Dritten
Die Frage nach dem Dritten: Père Roque; M. Dambreuse; M. Arnoux
Die Frage nach dem Dritten: M. Moreau
Die Frage nach dem Dritten: M. Arnoux
Die Beziehung zu Mme. Arnoux
»Une sorte de paradis sous forme humaine«: Die Frau der Frauen
Die Liebe zur Mutter
Frédérics »Vorstellung einer erwünschten Interaktion« mit Mme.
Arnoux
Die Angst vor dem Inzest
Die Spannung zwischen dem Wunsch nach Fusion mit der Mutter und der
Angst vor dem Inzest
Der Tod der Mutter
Abschied von der Mutter?
4. »Les momies que l’on a
dans le cœur«: Drei offene Enden
»Les momies que l’on a
dans le cœur«: Frédéric
»Les momies que l’on a dans le cœur«: Frédéric und Flaubert
»Les momies que l’on a dans le cœur«: Flauberts Éducation
und ihr Leser
Schluß: Panorama
Literatur
Danksagung
Rezensionen
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Germanisch-Romanische Monatsschrift, Band 65, Heft 2/2015
Rezension von Bernadette Grubner
»Angelochs Monographie ist ein sowohl kluges als auch gut lesbares Kompendium der gegenübertragungsanalytischen Literaturinterpretation. Speziell die griffïge Darstellung fä̈llt auf, die auftretende Fragen und eventuelle Probleme geschickt integriert…« [mehr]
Psyche, 69. Jahrgang, Heft 7, Juli 2015
Rezension von Wolfgang Martynkewicz
»Dominic Angeloch hat es in seiner Studie über ›Die Beziehung zwischen Text und Leser‹ unternommen, das umkämpfte Projekt der psychoanalytischen Ästhetik in seinen zahlreichen Varianten, seinen Wegen und Irrwegen nachzuzeichnen und neu zu justieren…« [mehr]
Freiburger literaturpsychologische Gespräche. Jahrbuch für Literatur und Psychoanalyse, Bd. 34, 2015
Rezension von Timo Storck
»Angelochs Studie, die eine über das Wesen des Kunstwerks aus Sicht der Psychoanalyse, über deren Methode der Kunsterfahrung und zugleich eine praktisch-interpretierende Studie ist, die einen originären Beitrag zur Flaubertforschung liefert, hat ihre größte Stärke darin, sich einer vereinfachenden Sicht zu verweigern und die Herangehensweise einer Wirkungsanalyse, der Beziehungsreflexion und der Widerstandsanalyse konsequent und differenziert zu verfolgen…« [mehr]
Ärzteblatt PP, Ausgabe Oktober 2014
Rezension von Tilmann Moser
»Angeloch hat ein faszinierendes Lehrbuch der Deutungslehre geschrieben, gleichzeitig ein Handbuch des gesamten Entwicklungsverlaufs der bisherigen Psychoanalyse, was deren Kompetenz in Sachen Literatur- und Kunstanalyse angeht…« [mehr]