Hans-Jürgen Wirth (Hg.)
Hitlers Enkel oder Kinder der Demokratie?
Die 68er, die RAF und die Fischer-Debatte

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Buchreihe: Psyche und Gesellschaft
Verlag: Psychosozial-Verlag
236 Seiten, Broschur, 125 x 205 mm
Erw. Neuaufl. 2001
Erschienen im Januar 2001
ISBN-13: 978-3-8980-6089-9, Bestell-Nr.: 1089
Die Diskussion um Joschka Fischers Vergangenheit als militanter
Straßenkämpfer hat sich schnell ausgeweitet zu einer Debatte um die
Legitimität der 68er-Bewegung. Den Konservativen geht es um eine
späte Abrechnung mit den 68ern, denen sie nie verzeihen konnten,
daß diese versuchten, die verkrusteten Strukturen der Gesellschaft
aufzubrechen und das kollektive Schweigen über die Zeit des
Nationalsozialismus aufzukündigen.
Auf der anderen Seite ist aber auch die in ihrem Kern
emanzipatorische Freiheitsbewegung von ‘68 zahlreiche Irrwege
gegangen und hat sich in Dogmatismus und Gewalt verstrickt. Um
einen der folgenreichsten und tragischsten Irrwege, den des
Terrorismus und den der Militanz, geht es in diesem Buch. Am
Beispiel von Birgit Hogefeld, deren Lebensweg in mancherlei
Hinsicht als exemplarisch nicht nur für die Terroristen der RAF,
sondern für die gesamte Protest-Generation gelten kann, zeigen die
Autoren, daß die Gewalt, der moralische Rigorismus, die
übersteigerte Ideologisierung der 68er-Bewegung als eine unbewußte
Antwort auf die Verleugnung der nationalsozialistischen
Vergangenheit verstanden werden kann.
Der Titel des Buches spielt auf ein in England publiziertes und in
Deutschland häufig zitiertes Buch an, das die RAF als »Hitler’s
Children« bezeichnete und damit eine unmittelbare
ideologisch-psychologische Kontinuität des Terrors meinte. Diese
Argumentation wurde von konservativer Seite begeistert
aufgegriffen. Tatsächlich sind die RAF-Terroristen »Hitler’s
Children«, allerdings »im Sinne einer überkompensierenden
Reaktionsbildung auf die unterbliebene Auseinandersetzung der
Gründergeneration der Bundesrepublik mit dem Nationalsozialismus«
(Helmut Dubiel).
Das Zentrum des Bandes bildet die Prozeßerklärung Birgit Hogefelds,
in der sie sich selbstkritisch und nachdenklich mit der Geschichte
der RAF und ihrer eigenen Lebensgeschichte auseinandersetzt. Dieser
Band dokumentiert die bemerkenswerte Selbstreflexion des ehemaligen
RAF-Mitglieds. Zudem enthält er u. a. Texte von Carlchristian von
Braunmühl, dem Bruder des von der RAF ermordeten Gerold von
Braunmühl, von Pfarrer Hubertus Janssen, der als Beobachter am
Prozeß gegen Birgit Hogefeld teilnahm und dem Psychoanalytiker
Horst-Eberhard Richter, der mit Birgit Hogefeld in einem nun schon
langjährigen persönlichen Dialog steht.
Rezensionen
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Frankfurter Allgemeine Zeitung
Rezension von Gabriele Metzler
»Lesen Sie die Rezension von Gabriele Metzler im Archiv auf FAZ.net!…« [mehr]
Freitag
Rezension von Christian Gampert
»(...) die Diskussion um Fischers Vergangenheit als Steinewerfer bildet auch den eigentlichen Anlass für dieses Buch: die simpel gestrickte CDU-These, nach der die linke, gegen den autoritären Staat gerichtete Gewalt der Straße sich aus derselben Quelle speise wie der rechtsradikale, ausländerfeindliche Mob, die wird von dem Herausgeber Hans-Jürgen Wirth und seinen Autoren differenziert widerlegt. (...) ist dieses Buch implizit auch ein Plädoyer dafür, die staatliche Rache zu beenden und die noch einsitzenden RAF-Gefangenen zu begnadigen. (...)…«