W. G. Niederland

Schrebers angewunderte Kindheitswelt

Psyche, 1969, 23(3), 196-223

Cover Schrebers angewunderte Kindheitswelt

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Verlag: Klett Cotta/Psychosozial-Verlag

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Bis vor kurzem war wenig über Schrebers Kindheit bekannt. Unser begrenztes Wissen erlaubt uns auch heute noch keine longitudinale, alle Einzelheiten aufhellende Rekonstruktion seiner Kindheitswelt. Untersuchungen, die auf den Denkwürdigkeiten und deren Analyse durch Freud, dem wichtigen Beitrag von Baumeyer und auf vom Autor neuerdings gesammeltem, anamnestischem Material basieren, haben uns aber in den Stand gesetzt, die Beziehungen des Patienten zu seinem Vater im Lichte bestimmter Kindheitserlebnisse zu durchforschen. So wurde es möglich, die Beziehung zahlreicher spezifischer Wahnbildungen Schrebers zu Erlebnissen seiner Kindheit aufzuzeigen und damit den Kern historischer Wahrheit in deren Genese freizulegen. Bisher unverständlich gebliebene Segmente der Denkwürdigkeiten konnten auf diese Weise in ihrer Genese und krankengeschichtlichen Bedeutung geklärt werden. Wenn auch die Entwicklung der Krankheit Schrebers noch in vielem spärlich belegt ist, so können nunmehr manche Besonderheiten in Schreibers Pathologie, vor allem die sogenannten göttlichen Wunder, die auf den Körper des Patienten während seiner Krankheit einwirkten, ontogenetisch auf ihren traumatischen Ursprung in dem frühen Vater-Sohn-Verhältnis zurückverfolgt werden. Zugleich wird der Versuch unternommen, eine von Schrebers größenwahnsinnigen Phantasien über seine Familie (Markgrafen von Tuscien und Tasmanien) mit dynamischen Resten seines positiven Ödipuskomplexes zu verbinden und in ihren historischen Bezügen darzustellen.