Marion Michel Oliner

Analytiker stellen sich dem Holocaust

Psyche, 1999, 53(11), 1115-1136

Cover Analytiker stellen sich dem Holocaust

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Auf die Frage, wie das Verhältnis von Innen und Außen bzw. von unbewusster Phantasie und traumatisch wirkenden äußeren Ereignissen einzuschätzen ist, hat die Psychonalyse nach wie vor keine eindeutige Antwort gefunden. Um beide Einflussgrößen zu unterscheiden, wird auf die Begriffe der Präsentation und Repräsentation zurückgegriffen. Unter Präsentationen sind reale Abbildungen der materiellen Welt ohne seelische Bearbeitung zu verstehen, die klar erinnert werden; Repräsentationen verkörpern die Internalisierung früher Objektbeziehungen (der Präsentationen), die von unbewussten Phantasien überformt werden. Als Beispiel für Präsentationen werden die Erinnerungen an den Holocaust angeführt, für Repräsentationen die Sexualität mit ihrer idiosynkratischen Bedürfnisstruktur. Dabei wird ausgegangen von der Dualität der Erinnerung, der zufolge bei Präsentationen die Erinnerung vom Selbstgefühl abgetrennt, bei Repräsentationen die Erinnerung in die Lebensgeschichte integriert und durch persönliche Konstruktionen der Ereignisse transformiert ist. Aufgabe des Analytikers ist es, sich angesichts der nackten Realität und der massiven Traumatisierung des Opfers keine Schuldgefühle machen zu lassen, sondern danach zu suchen, wo Präsentationen zu Abwehrzwecken, beispielsweise Überlebensschuld, genutzt werden und sich mit den von Repräsentationen abgeleiteten unbewussten Phantasien verbinden. Diese Auffassungen werden am Fallbeispiel eines Holocaust-Überlebenden veranschaulicht. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten