Michael Niehaus
Was ist ein Geständnis? Rodion Raskolnikow und der »Geständniszwang« in der Psychoanalyse
Psyche, 2002, 56(6), 547-571
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Eine Annäherung an die Frage, was ein Geständnis ist, wird
versucht, indem die Figur des Rodion Raskolnikow in Dostojewskis
Roman Schuld und Sühne vor dem Hintergrund der psychoanalytischen
Konzeption des Geständniszwangs von Theodor Reik analysiert wird.
Es zeigt sich, dass die psychoanalytische Theorie des
Geständniszwangs einen blinden Fleck aufweist: Sie vermengt das
eigentliche Geständnis als Sprechakt gegenüber einer staatlichen
Instanz bzw. Rechtsinstitution mit dem uneigentlichen Geständnis in
Interaktion mit einem Subjekt. Sie verkennt also, dass es beim
formalen Geständnis nicht um eine intersubjektive Beziehung geht,
in der der Richter die Vaterrepräsentanz verkörpert, sondern um die
Beziehung zu einer Institution, in der das Vateramt und die
Überschreitung einer Grenze zentral sind. Am Beispiel Raskolnikows
wird deutlich gemacht, dass dieser einen Gründungsmord, einen Mord
am Verbot begehen wollte, dass er jedoch gerade aufgrund der
Verleugnung der Institution und des Zusammenhangs von Verbrechen,
Strafe und Schuld die Gegenwärtigkeit der Institution erfuhr. (c)
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