Wolfgang Leuschner
Was uns süchtig nach Filmbildern macht
Psyche, 2007, 61(12), 1189-1210
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Verlag: Klett Cotta/Psychosozial-Verlag
22 Seiten, Geheftet
Bestell-Nr.: 51098
Die Wirkung von Firmbildern wird aus psychoanalytischer Perspektive
erörtert. Ausgehend von Traumstimulations-Experimenten wird dabei
die besondere Anziehungskraft von Filmen durch das Zusammenspiel
von drei Faktoren erklärt. Malteserkreuz und Flügelblende
produzieren technisch eine Unterbrechung des natürlichen
Wahrnehmungsvorgangs und erzeugen so eine innere Leere, die
unabhängig von den konkreten Filminhalten einen affektiven
Erregungszustand wachruft. Sie schaffen damit intrapsychisch
Verhältnisse, die zusammen mit dem Ambiente der Kinosäle einen
spezifischen Film-Ich-Zustand entstehen lassen. Dieser gleicht
einem Ich-Zustand beim Einschlafen, der maßgeblich von
Interaktionsformen der frühen Mutter-Kind-Beziehung gestaltet und
weitgehend körperlicher Natur ist. Wie beim Einschlafen
entdifferenziert sich das Film-Ich, indem Selbstrepräsentanzen
tendenziell mit einer Welt von frühen Objektrepräsentanzen zu
verschmelzen beginnen und damit Wahrnehmungsmodi der frühkindlichen
Stillorganisation wiederbeleben. Dadurch ist dem Filmzuschauer eine
synästhetische Empfänglichkeit eigen, die sich von dem
bewusstseinsklaren außenorientierten Wahrnehmungstyp der Wachheit
unterscheidet. Filmbilder werden nun vornehmlich im Medium eines
verstärkt besetzten Körper-Ichs wahrgenommen. Infolge dieser
Ich-Regression können die Filmbilder mit Phantasien aufgeladen
werden, die aus dem Urszenenkomplex stammen. Wie beim Traum
verhüllt die manifeste Filmstory das Latente, das als unerledigter
Reiz die Sucht nach Filmbildern weiter anstachelt. (c) Psyindex.de
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