Forum Kommune 6/05
Rezension von Evelyn Hanzig-Bätzing
»Altmeyers Formel für den Konstitutionsgrund postmoderner Identität lautet deshalb: »Ich werde gesehen, also bin ich.« Sie soll das Gegengift zum cartesianischen »cogito ergo sum« sein. Sie reformuliert jedoch nur – wahrscheinlich unbeabsichtigt – Descartes’ Abwertung von Andersseiendem, Unberechenbarem, Unbestimmbarem (durch das ›Primat‹ der »res cogitans« über die »res extensa«). Dies ist insofern der Fall, als Altmeyer den »identitätsstiftenden Austausch« mit dem Anderen in etwas »Drittem, den Medien«, begründet, durch die Anerkennung gestiftet wird. Damit wird den Medien das Primat zugesprochen, den Ort ›zwischen‹ dem Selbst und dem Anderen an besetzen und deren ›Beziehung‹ herzustellen. Es handelt sich bei einer solchen durch die Medien erzeugten Identität aber gerade nicht um eine selbstreflexive Identität des Menschen. Sondern vielmehr um eine, die dadurch entsteht, dass Anerkennung durch die Medien bloß ›fingiert‹ wird und dass Identität deshalb bloß als deren Reflex besteht. Und dadurch, dass Identität Reflex der Medien ist, kann sich das Subjekt auch nur in einer ebensolchen anderen Identität »spiegeln« und in diesem Sinne »austauschen«. Alles dem Medium gegenüber Andere ist darin ausgeschlossen, wird nicht anerkannt, weil nicht ›wieder‹erkannt. Eines trifft durchaus zu, dass wir in den »performativen Mustern zeitgenössischer, auf der Bühne der Öffentlichkeit vorgetragener Selbstkonzeptualisierungen ... etwas erfahren über die intersubjektive Genese des Selbst«. Aber nur ›ex negativo‹ – und nur so bestenfalls dadurch, dass wir in dieser Postmodernen Identität so etwas freilegen wie die »verdeckte Suche nach spiegelnder Anerkennung« der Andersheit und dadurch den medialen Narzissmus als das wahrnehmbar werden lassen, was er bewirkt: nämlich Subjektivität bloß noch als die Inszenierung des Selbst zu verstehen…« [mehr]