Jan Lohl
Gefühlserbschaft und Rechtsextremismus
Eine sozialpsychologische Studie zur Generationengeschichte des Nationalsozialismus
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Buchreihe: Psyche und Gesellschaft
Verlag: Psychosozial-Verlag
488 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
ISBN-13: 978-3-8379-2059-8, Bestell-Nr.: 2059
Folgewirkungen des Nationalsozialismus auf der Täterseite wurden
bisher nur lückenhaft untersucht. Jan Lohl schließt diese Lücken in
seiner umfassenden Analyse.
Die Studie untersucht die intergenerationellen Folgen des
Nationalsozialismus auf der »Täterseite« und ihre politische
Handlungsrelevanz: Ausgehend von einer konzeptuellen Erweiterung
der »Unfähigkeit zu trauern« (Alexander & Margarete Mitscherlich),
werden die Spuren einer affektiven Integration in die
NS-Volksgemeinschaft über drei Generationen hinweg systematisch
nachgezeichnet. Neu ist die Erkenntnis, dass der
nationalsozialistische kollektive Narzissmus tradiert wird und
welche Mechanismen hierbei wirksam werden.
Auf dieser Basis gelingt der Nachweis, dass NS-Gefühlserbschaften
in der Enkelgeneration eine Andockstelle für jene paranoiden
Ideologien darstellen, die in rechtsextremen Gruppen vermittelt
werden. Das intergenerationelle Verhältnis von aktuellem
Rechtsextremismus und Nationalsozialismus ist nicht nur zu
erklären, sondern ist selbst ein Erklärungsfaktor für die
Entwicklung nationalistischer und antisemitischer Handlungsmuster.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
1 Einleitung
2 Sozialpsychologie des Nationalgefühls
2.1 Die Nation
als imaginäre Gemeinschaft
2.2 Psychosoziale Entkontextualisierung – Zur Psychoanalyse des
Nationalgefühls
2.2.1 Massenpsychologie als Zugang zum Nationalgefühl?
2.2.2 Die Nation als virtuelle Masse
2.2.3 Die Nation als Container
2.2.3.1 Primär-narzisstische Phantasien, Fremdenrepräsentanz,
narzisstischer Autonomie-Konflikt
2.2.3.2 Die Nation als Reservoir narzisstischer
Externalisierungen
2.2.3.3 Projektive Identifizierung mit der Nation
2.2.3.4 Nationales Containment – Über die Produktion des
Nationalgefühls
2.2.3.5 Nationaler Binnenraum und soziale Repräsentanten des
Fremden
2.2.4 Zwischenbemerkung
2.3 Kollektiver Narzissmus und nationale Umdeutung
gesellschaftlicher Wirklichkeit
2.4 Nationalgefühl und Nationalismus
3 Seelische Nachbilder – Die nationalsozialistische
»Volksgemeinschaft« nach 1945
3.1
Nicht-Vermittelbarkeit von Schuld und Containment der
NS-»Volksgemeinschaft«
3.2 Erinnerungsarbeit und Trauerunfähigkeit
3.2.1 Was heißt Derealisierung der NS-Vergangenheit?
3.2.1.1 Abgewehrte Erinnerung – Emotionaler Rückzug aus der eigenen
Geschichte
3.2.1.2 Identifizierung mit den Siegern – Unangenommene
Schuldfähigkeit
3.2.2 Zwischenfazit
3.3 Was heißt eigentlich Vermeidung einer Melancholie?
3.3.1 Ungeschehenmachen und Isolierung
3.3.2 Narzisstisches Berührungstabu
3.3.2.1 Unassimiliertes Introjekt als Folge abgewehrter
Erinnerungsarbeit
3.3.2.2 Zur libidinös verlangenden Wirkkraft eines unassimilierten
Introjekts
3.3.2.3 Unassimiliertes Introjekt und unbewusster kollektiver
Narzissmus
3.3.3 Engführung – Narzisstisches Berührungstabu und
Ungeschehenmachen der objektiven Schädigung des kollektiven
Narzissmus
3.3.4 Zwischenergebnis – Unbewusster kollektiver Narzissmus und
nationales Containment nach 1945
3.4 Zur psychosozialen und kollektiven Ebene des narzisstischen
Berührungstabus
3.4.1 Schweigen, Dethematisierung und schuldabwehrende
Selbstthematisierung – Zur interpersonalen Organisation des
narzisstischen Berührungstabus
3.4.2 Schuldabwehraggression – Zur kollektiven Inszenierung des
narzisstischen Berührungstabus
3.4.3 Zum Verhältnis von kontinuierlichen und neuen Aspekten in der
aggressiven Wirkkraft des narzisstischen Berührungstabus
3.5 Politische und gesellschaftliche Aspekte im Verhältnis zum
Nachleben des Nationalsozialismus
4 NS-Gefühlserbschaften in der zweiten
Generation
4.1 Exkurs zum Begriff
»Gefühlserbschaft«
4.2 Zur narzisstischen Funktionalisierung von Kindern aus der
zweiten Generation durch ihre Eltern
4.3 Historische Wissbegierde und transgenerationelle
Identifizierung
4.3.1 Zum infantilen Wunsch, in der Vergangenheit der Vorfahren zu
leben
4.3.2 Zwischenbemerkung – Intergenerationelle Aushandlung eines
familiären Umgangs mit der NS-Vergangenheit
4.3.3 Transgenerationelle Identifizierung – Über die Entwicklung
eines Gespürs für das narzisstische Berührungstabu
4.3.3.1 Die fremde als die eigene Schuld
4.3.3.2 Narzisstische Prämie und geheimnisvolle Substanz der
Eltern
4.4 Intergenerationeller Kompromiss und Transposition – Gespaltenes
Elternbild und beschützende Beziehung zur Geschichte der
Vorfahren
4.4.1 Familienmythen oder: Über das Verschwinden der gewalttätigen
Schärfe des NS-Alltages
4.4.2 Familiengeheimnisse oder: Über das Erscheinen der
gewalttätigen Schärfe des NS-Alltages
in unbewussten Phantasien
4.5 Zur Adoleszenz von Angehörigen der zweiten Generation
4.5.1 Aspekte adoleszenter Entwicklung
4.5.2 Adoleszente Umarbeitung des familiär ausgehandelten Umgangs
mit der NS-Vergangenheit?
5 NS-Gefühlserbschaften in der dritten
Generation
5.1 »Opa war kein Nazi?« – Kritik der Studie
von Welzer, Moller und Tschugnall
5.2 »An der Seite der Großeltern« – Zur psychischen Einbindung von
Angehörigen der dritten Generation in die Generationengeschichte
des Nationalsozialismus
5.2.1 Zwischen Paranoia und Idealisierung – Zur Wahrnehmung von
eigenen Kindern durch Angehörige der zweiten Generation
5.2.2 Exkurs zur schulischen Vermittlung der NS-Vergangenheit
5.2.3 Zwischenbemerkung
5.3 Transgenerationelle Identifizierung bei Angehörigen der dritten
Generation
5.4 Ein dissoziiertes Großelternbild – Zur familiär ausgehandelten
Struktur des Umgangs mit der NS-Vergangenheit
5.4.1 Kohärenz und Fragmentierung unbewusster geschichtsbezogener
Phantasien
5.4.2 Spaltung und Dissoziation des Großelternbildes
5.5 Psychohistorische Retraditionalisierung? – Zum Verhältnis von
erster und dritter Generation
6 Hitlers Enkel? – Zum Verhältnis von NS-Gefühlserbschaft
und Rechtsextremismus bei Angehörigen der dritten
Generation
6.1 Rechtsextremismus als aggressives
psychosoziales Strukturprinzip
6.2 Zum Verhältnis von NS-Gefühlserbschaft und der paranoiden
Ideologie des Rechtsextremismus
6.2.1 »NS-Helden im nationalen Abwehrkampf« – Zur historischen
Dimension der paranoiden Ideologie des Rechtsextremismus
6.2.2 »Böser Blick der Feinde« – Zur Neutralisierung des Gewissens
durch die Projektion des transgenerationell korrumpierten
Über-Ich-Anteils
6.2.3 Zum Verhältnis von NS-Gefühlserbschaft und dem rechtsextremen
Identifikationsobjekt
6.2.3.1 Nationale Rekontextualisierung familiärer
Opfererzählungen
6.2.3.2 »Gefürchtete Täter als idealisierte Helden« – Zum
Containing der unbewussten
geschichtsbezogenen Phantasien
6.2.3.3 »Weil es Feinde gibt, muss es Helden geben« – Zur
psychodynamischen Motivation des Containings durch die projektive
Feindbildung
6.2.4 Dramatisierung rechtsextremer Zugehörigkeit durch das Agieren
der Täteridentifizierung
und durch zeitliche Vermischung
6.2.5 … und die Vorfahren aus der zweiten Generation?
7 Ausblick
8 Literatur
Rezensionen
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Jahrbuch für Literatur & Psychoanalyse. Freiburger literaturpsychologische Gespräche, Bd. 32
Rezension von Annette Vieth
»Mit Bezug auf Sigmund Freuds Formulierung einer sich tradierenden ›Gefühlserbschaft‹ untersucht der Autor anhand einer umfangreichen Materialsammlung bisheriger wissenschaftlicher Befunde und Theorieansätze aus psychoanalytisch-sozialpsychologischer Sicht trans- und intergenerationale Aspekte affektiver NS-Verstrickungen über drei deutsche Generationen hinweg, nicht zuletzt als Hintergründe und Wurzeln für das Entstehen von Rechtsextremismus…« [mehr]
www.pw-portal.de
Rezension von Gideon Botsch
»Der Ausgangspunkt von Lohls Überlegungen ist die Einsicht, dass sowohl ›in der sozialwissenschaftlichen Beschäftigung mit Rechtsextremismus als auch in der Forschung zu den generationsübergreifenden Folgewirkungen des Nationalsozialismus […] das Verhältnis von Intergenerationalität und Rechtsextremismus nicht systematisch untersucht‹ werde (18)…« [mehr]
Antenne – Magazin der Evangelischen Jugend Nürnberg 1/2011
»›Gefühlserbschaft und Rechtsextremismus‹ ist eine Studie zur Generationengeschichte des Nationalsozialismus. Die Studie untersucht die Folgen für die aufeinanderfolgenden Generationen auf der ›Täterseite‹ und ihre politische Handlungsrelevanz…« [mehr]
www.socialnet.de
Rezension von Prof. Dr. Wolfram Stender
»Wer wissen will, wie sich die psychosozialen Nachwirkungen des Nationalsozialismus auf der Täterseite über drei Generationen hinweg darstellen, kommt an dem Buch von Lohl nicht vorbei…« [mehr]
www.literatur-report.de
Rezension von Ludwig Helwig
»Neu ist die Erkenntnis, wie der nationalsozialistische kollektive Narzissmus tradiert wird und welche Mechanismen hierbei wirksam werden…« [mehr]
haGalil.com am 19. Dezember 2010
»Charakteristisch für nahezu das gesamte Feld der sozialwissenschaftlichen Beschäftigung mit Rechtsextremismus in der Bundesrepublik ist, dass rechtsextreme Orientierungen von Jugendlichen aus der Enkelgeneration bisher nicht in Verbindung mit dem Nationalsozialismus ihrer Großeltern und der Familiengeschichte gebracht werden oder eine solche Verbindung verneint wird……« [mehr]
Literaturblog des Institut50plus
Rezension von Horst Grenz
»Die Studie untersucht die intergenerationellen Folgen des Nationalsozialismus auf der ›Täterseite‹ und ihre politische Handlungsrelevanz: Ausgehend von einer konzeptuellen Erweiterung der ›Unfähigkeit zu trauern‹ (Alexander & Margarete Mitscherlich), werden die Spuren einer affektiven Integration in die NS-Volksgemeinschaft über drei Generationen hinweg systematisch nachgezeichnet…« [mehr]