Joachim Küchenhoff (Hg.)
Erinnerung und Neubeginn
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Buchreihe: edition psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
297 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
ISBN-13: 978-3-8980-6142-1, Bestell-Nr.: 142
Das Buch untersucht aus interdisziplinärer Sicht das Verhältnis von
Erinnerung und Neubeginn. Dabei fragen die Autoren, wie
individuelle oder kollektive Formen der Erinnerung neue
Lebensentwürfe blockieren oder behindern. Eine weitere Frage ist
somit, inwieweit sich Erinnerungen gegen die Macht der Verdrängung
und gegen geschichtliches Vergessen als Ressourcen für Zukunft
wachhalten lassen. Kann etwas Neues nur entstehen, nachdem die
Vergangenheit betrauert worden ist, oder ist ein Neubeginn denkbar,
der mit der geschichtlichen Tradition bricht?
Das Thema hat eine klinische Bedeutung: Psychodynamische
Psychotherapie macht sich Erinnerung zunutze, um Veränderungen
herbeizuführen. Dabei ist aus psychoanalytischer Sicht das
Verhältnis von Erinnerung und Neubeginn komplex; Erinnerung selbst
ist ein Neubeginn, Erinnerungsprozesse sind aktive
Gestaltungsprozesse, sie verändern und arbeiten die Vergangenheit
immer schon auf. In dieser kreativen und konstruktiven Konzeption
von Erinnerung berühren sich Psychoanalyse und Neurobiologie.
Gesellschaften schaffen sich kollektive Erinnerungsformen, die in
schriftlichen Zeugnissen oder Denkmälern niedergelegt sind. Diese
Erinnerungsformen können in unterschiedlichem Ausmaß entweder
statisch oder dynamisch sein, können Geschichtsaufarbeitung
blockieren oder fördern. Wie sehr der Umgang mit der Erinnerung ein
politisches Thema ist, weist die deutsche Geschichte nach 1945 aus.
Die Verdrängung von Episoden, die das Selbstbewusstsein einer
Nation empfindlich treffen, ist allerdings nicht erst eine
Erfahrung des 20. Jahrhundert Schon im Altertum ist solche
Verdrängung nachweisbar. Geschichtswissenschaftlich ist also nicht
nur die Erinnerung von Geschichte, sondern auch die Geschichte der
Erinnerung, das historisch wandelbare Verhältnis zu
Erinnerungsprozessen, interessant. Dass Erinnerung ein Mittel der
Selbstreflexion ist – dieser Zusammenhang wird erst zu Beginn der
Neuzeit gesehen.
Das Buch ist aus einer interdisziplinären Ringvorlesung an der
Universität Basel hervorgegangen und behandelt das Verhältnis von
Erinnerung und Neubeginn aus psychiatrischer und
psychoanalytischer, philosophischer, theologischer, ethnologischer,
neurobiologischer, volkskundlicher und literaturwissenschaftlicher,
schließlich historischer Perspektive.