Rezension zu Warum Singen glücklich macht
Musik & Kirche. Die Zeitschrift für Kirchenmusik, Nr. 1, Januar/Februar 2015
Rezension von Martina Freytag
Singen fängt von innen an
Gunter Kreutz: Warum Singen glücklich macht. Gießen 2014:
Psychosozial-Verlag Gießen. 192 Seiten. € 16,95.
Michael Betzner-Brandt: Jeder kann singen! Kassel 2014:
Bärenreiter-Verlag. 96 Seiten und Audio-CD. € 14,95.
Zwei aktuelle Neuerscheinungen beschäftigen sich mit der positiven
Wirkung des Singens auf Körper, Geist und Seele des Menschen.
In ›Warum Singen glücklich macht‹ geht Gunter Kreutz auf die Suche
nach handfesten Beweisen für gesundheitsfördernde Aspekte des
Singens. Dafür hat er wissenswert und unterhaltsam alle
auffindbaren Erkenntnisse zusammengefasst. Die positive Wirkung des
Singens zeigt sich nicht nach dem Anschauen einer Fernsehshow,
sondern nur, wenn selbst gesungen wird. Jede Generation und
Altersklasse kann von diesen Vorzügen mehr profitieren, wenn mit
Babys, in Kitas, in Schulen, in Kliniken, in Seniorenheimen (und
warum nicht auch mal am Arbeitsplatz?) mehr beherzt gesungen wird,
ohne sofort die Qualität zu hinterfragen. Obwohl Casting-Shows dem
Singen zu mehr Popularität verholfen haben, sind die Erwartungen,
die daraufhin an das eigene Singen gekoppelt werden, schnell
überzogen und unrealistisch. Niemand käme bei seinem ersten
Yoga-Kurs auf die Idee, mit seinen Übungen auf einer Bühne Massen
zu begeistern. Zuerst geht es um die Hinwendung nach innen, das
Bewusstmachen der Atmung, die möglichst korrekte Umsetzung der
Übungsfolge, entsprechend dem aktuellen Gesundheitszustand. Diese
Einstellung auch für das Singen zu festigen, wird hinreichend in
den Kapiteln »Ist Singen gesund?«, »Sieben Hypothesen, warum Singen
glücklich macht und gesund hält« sowie »Singen als Heilverfahren«
untermauert. Damit ist das Buch ein Konglomerat an Gedanken und
Fakten, vor allem für Personen, die singanleitend tätig sind.
Wer meint, nicht singen zu können, wird in ›Jeder kann singen!‹
von Michael Betzner-Brandt vielerlei Gründe finden, warum das gar
nicht so sein kann. Jeder Mensch ist mit einer Stimme ausgestattet,
die auch gesungene Töne produzieren kann. Sich auf den eigenen
Klang einzulassen, sich mit ihm anzufreunden und ihn
lebensbegleitend zu nutzen, ist Anliegen der zusammengestellten
Übungen. Der Berliner Chorleiter, Sänger und Pädagoge Michael
Betzner-Brandt ist überzeugt, dass aktives Singen, sei es auch
laienhaft, glücklich und zufrieden machen kann. Seine besten
Übungen, um auch eingefleischte Nichtsänger vom Wohlfühlfaktor
gesungener Töne zu überzeugen, sind in diesem Buch
zusammengefasst.
Sein Ansatz, dass Singen im Inneren eines jeden selbst beginnt,
findet sich bereits im Titelsong »Kommense rein, könnense
rausgucken, Singen fängt von innen an«. Auf der beiliegenden
Audio-CD sind Songs und Circles zum Mitsingen bzw. aufgesprochene
Anleitungen für leicht nachvollziehbare Atem- und Körperübungen.
Bei tönender Selbsterfahrung soll es nicht bleiben, wo doch jeder
weiß, das musikalische Kommunikation (weltweit) leichter von den
Lippen geht als verbale. Verabreden sich mehrere Singwillige zur
Bodyphony, wird dies eine musikalisch gefüllte Zeit für Körper,
Klang und Kunst, in dem sich jeder singend mit seinen Fähigkeiten
und Möglichkeiten einbringt. Über das Selbststudium hinaus bietet
dieses Buch Leitern von Chören und Vokalensembles eine Fülle
inspirierender Gedanken, Aphorismen und Übungen, um ihre
Tätigkeit verbal mit praxiserprobten Ideen aufzufrischen. Ebenso
finden Pädagogen und Therapeuten Anregungen, wie das Singen mit
Personen zu animieren ist, die bisher wenig, keine oder schlechte
Erfahrungen mit dem Singen gemacht haben.
Martina Freytag