Rezension zu Befreiungsbewegung für Männer
KiTa aktuell, Heft 7-8/2009
Rezension von Marina Mülleneisen
Mit »Befreiungsbewegung für Männer. Auf dem Weg zur
Geschlechterdemokratie« ist ein neues Buch auf dem Markt, das
entschieden Partei für Männer ergreift.
Balance zwischen Mann und Frau
Wer sich an der Diskussion beteiligen möchte, wie die Balance
zwischen Mann und Frau, jungen und Mädchen, Mutter und Vater
auszuhandeln ist, woran sie .möglicberweise scheitert, oder krankt,
findet hier in schillernden Farben Ängste und Hoffnungen Höhen und
Tiefen des Gcsehkehrerverhältnisses beschrieben, Noch nicht
Mainstream, aber mir zukunftsträchtigen Perspektiven für
Partnerschaft, Familie, Erwerbsleben, Freizeit, Pädagogik und
Politik.
Ein würziges Buch
Kein leichtes, aber würziges Buch, 427 Seiten, von 19 Fachleuten,
darunter sechs Frauen, alle mit sehr unterschiedlichen
Beiträgen.
Themen der männlichen Autoren
Klaus Hurrelmann warnt eindringlich vor einer intuitiven und
strukturellen Benachteiligung von Jungen.
Gerhardt Amendt betrachtet die Ambivalenz von Erwartungen an
Männlichkeit und allzu lleichtfertige Polarisierung zwischen
weiblich und männlich, etwa als, Opfer oder Täter.
Hans Joachim Lenz liefert Argu¬mente für eine genauere Betrachtung
männlicher Verlertzbarkeit,
Wolfgang Schmidtbauer analysiert das Scheitern des auf Kinder und
Vaterstress zu wenig vorbereiteten Mannes, Der Mann scheitert an
der Frau, die einer nüatürlichen Perfektion nachhängt und an dem
idealisierten Kind, denn Kinder sind zwar »Gäste, die nach dem Weg
fragen», aber lange vorher schwer zu ertragende schreiende
Quälgeister.
Arne Hoffmann findet Anlässe, eine neue Bewertung des Geschlechts
im Erwerbsleben zu fordern.
Martin Verlinden skizziert Landschaften und. Kompass für die
Zukunft selbstbewusster, moderner Väter.
Themen der Autorinnen
Karin Jäkel wetten gegen die Verniedlichung der Vaterlosigkeit.
Astrid von Friesen skizziert die Män¬ner und Väter der letzten vier
Generationen, die eingetretene Schweigsam¬keit heutiger Männer und
fordert mehr Einfühlung in Männerschicksale.
Claudia Fischer versucht zu erklären, weshalb Computerspiele so
anziehend für Jungen auf der Suche nach Initiation und Anerkennung
wirken.
Dekonstruktion vertrauter Vorurteile
Die Herausgeber haben es gewagt. den seit jahrzehnten feministisch
dominierten Geschlechterdialog mit einem Potpourri von Essays und
Analysen in durchkreuzen, Frzieher/innen könnten an dem ein oder
anderen Beitrag wiederholt prüfen, wo sie selber stehen in
Beziehung zum eigenen und zum anderen Geschlecht und Impulse für
eine Neubesinnung, über Ziele und Grenzen ihres privaten und
beruflichen Umgangs mit Mann und Frau, .Jungen und Mädchen finden.
Vieles nämlich zielt auf die Dekonstruktion vertrauter Vorurteile
über Geschlechtsrollen und Stereotype, die unseren Blick für das
Vorhandene trüben.
Aufruf zu Widerspruch und Stellungnahme
Das Buch ist nicht in einem Rutsch zu lesen, ruft zu Widerspruch
und Stellungnahme auf. Genau das macht den Text attraktiv, auch
wenn dabei mal über das Beweisbare hinausgefahren wird und der
Anschein erweckt wird, »Feministinnen« hätten sieh gegen die Männer
verschworen.